27. April 2010

Der Seele dunkle Nacht

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 13:31

Es gibt eine Handvoll hochmysteriöser Alben in der Musikwelt, urbanen Legenden gleich, die niemand je gesehen, geschweige denn gehört hat – und trotzdem schwören Insider Stein und Bein, dass es sie gibt. Prince ist so ein Kandidat, von dem es neben dem halboffiziellen (und vom Künstler selbst in Umlauf gebrachten?) Black Album weitere unveröffentlichte Alben geben soll. Die Sessions von den Beatles, natürlich. Oder Standing Room Only, das legendäre, unveröffentlichte Album von Elvis aus dem Jahre 1972. Oder der angebliche Michael Jackson-Song A Place With No Name, der drei Wochen nach dem Tod des King of Pop im Netz aufgetaucht sein soll – selbst der seriösen ZEIT war dies eine längere Notiz wert.

Jüngst heizte Gnarls Barkley-Gründer und Schöpfer des sogenannten „Bastard Pop“ Danger Mouse die Gerüchteküche an: Ein Album namens
Dark Night Of The Soul sei in Zusammanarbeit mit Sparklehorse entstanden, gekrönt von einer Reihe an bemerkenswerten Gastauftritten, beispielsweise von The Flaming Lips, Gruff Rhys, Jason Lytle, Julian Casablancas, Black Francis, Iggy Pop, David Lynch, James Mercer, Nina Persson, Suzanne Vega und Vic Chesnutt. Bereits Anfang 2009 mehrten sich Gerüchte über das mysteriöse gemeinsame Projekt. Und obwohl sich Dark Night of the Soul sowohl als 100-seitiges Kunstbuch mit einer leeren CD-R (plus dem Aufruf, sich die Musik dazu selbst im Internet herunterzuladen und auf die CD zu brennen) in einer auf 5.000 Stück limitierten Auflage als auch als audio-
visuelle Installation in Gallerien erfolgreich manifestierte (hat doch David Lynch neben seiner Mitarbeit an zwei Songs für das Gesamtkunstwerk eine eigene Foto-Serie erstellt, die diesem eine unheimlich anmutende Twin Peaks-Optik verleiht), wurde die Musik des Albums nie offiziell zugänglich gemacht. Angeblich lagen die Ursachen dieses Schachzuges in Rechtsstreitigkeiten mit der Plattenfirma.

Diese seien nun beigelegt; und am 9. Juli 2010 soll Dark Night Of The Soul
nun tatsächlich offiziell veröffentlicht werden. Überschattet wird das Ereignis allerdings vom kürzlichen Tod von Mark Linkous, dem Mann hinter dem Pseudonym Sparklehorse. Es bleibt mysteriös.

26. April 2010

Obwohl ich kein Geld habe, kann ich singen!
— eine Klangverführer-Konzertkritik —

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 10:00

Seitdem meine Eltern vor ungefähr zehn Jahren beschlossen, der Haupt-
stadt den Rücken zu kehren und sich stattdessen ein Häuslein in Bernau zuzulegen, komme ich besuchenderweise so manches Mal in den Genuss
des Bernauer Musiklebens, das für eine kleine Stadt mit solch renommierten Veranstaltungen wie den Siebenklang Musikfestspielen oder dem Festival der Alten Musik ohnehin erstaunlich exzellent aufgestellt ist. Frappierend übrigens: In Berlin lähmt mich oftmals die Vielzahl der Alternativen. Da bleibe ich lieber zu Hause. Bin ich hingegen in Bernau, nutze ich jede sich bietende Gelegenheit, ins Konzert zu rennen. Mittlerweile dürfte ich mehr Bernauer als Berliner Veranstaltungen besucht haben!

Gestern Abend ging es in die eher ungewöhnliche Location „Stadtteilzentrum Bernau Süd“ – ein echter Geheimtipp. Dorthin ist es der winzigen, aber sehr engagierten russischen Gemeinde zum wiederholten Male gelungen, einen der bedeutendsten zeitgenössischen Interpreten jiddischen Liedgutes einzuladen: Karsten Troyke. Ein Abend, auf den ich mich seit Wochen freue, bin ich dem Charisma des Künstlers doch verfallen, seit ich ihn vor ziemlich genau zwei Jahren schon einmal dort erleben durfte. Seither fristet er nicht nur ein Dasein in meinem musikalischen Herzen, sondern auch an meiner Badezimmertür.


Der Mann an der Badezimmertür

So gab ich also nach der obligatorischen Sonntagshunderunde den Kopf-
hörerhund in die Obhut befreundeter Hundehalter und machte mich auf den Weg in das mit ca. 80 Menschen überausverkaufte Stadtteilzentrum. Troyke erwartete sein Publikum mit neuem Programm und altem Gitarristen –
El Aleman Jens Peter Kruse. Der ist ein Phänomen: Sieht aus, als hätte
man ihn gerade mit spitzen Fingern am Kapuzenpulli aus dem Bett gezogen, kann aber spielen wie ein Tier. Und beides ist durchweg positiv gemeint: Gerade unter Gitarristen ist ja der Menschenschlag des Posers, Stylers, Selbstdarstellers leider überproportional verbreitet. Kruse ist keiner von ihnen, und seine unprätentöse Art macht ihn nicht nur zum guten, sondern obendrein zum sympathischen Musiker. Und so ist er sich dann auch nicht zu schade, die Rolle des Ewigen Zweiten auszufüllen. Wie bei einem routinierter Fernsehmoderator und seinem Side-Kick lebt die Show in Duo-Besetzung zu einem Teil von Gitarristenveralberung – etwa, wenn Troyke sich seinem Begleiter süffisant zuwendet und dessen Spiel kommentiert: „Eh, was du da spielst, stimmt nicht!“ Die Lacher sind groß, El Aleman (er-)trägt es stoisch. In den Pausen, wo der Sänger kurz die Bühne verlässt, entführt er ein verzückt lauschendes Publikum mit seinen Eigenkompositionen wie etwa dem fast schon klassischen Gitarrenstück Esperanza kurzerhand in den Süden.

Zur Ankündigung des Konzertes schrieb ein Bernauer Lokalblatt, man wisse bei Troyke nie, wann er etwas ernst, wann ironisch meine. Das mag für die Show-Elemente durchaus zutreffen. Für die Liedinterpretationen gilt es mit Sicherheit nicht. Zentrales Thema des „>Kreisler-lastigen Abends waren auch diesmal die verschiedenen Spielarten der Heimatlosigkeit, vom launigen Ich fühl mich nicht zu Hause bis zum sehnsuchtsvollen Shir ha-noded, dem Lied der Wanderung, welches davon handelt, dass dem Sänger zwar alle Wege gehören, aber nie ein Ziel, nie ein Ort, an dem er endlich ankommen und zu Hause sein kann – selbst auf den freiesten Vogel wartet am Abend irgendwo ein Nest, auf den Wanderer jedoch nicht. Uraltes Sujet eines Volkes in der Diaspora. Und auch die Liebeslieder bergen so manches melancholische Moment: Warum kann ich dich gestern nicht mehr lieben zum Beispiel handelt von dem Wunsch, alles möge wieder so sein, wie es einmal war und natürlich auch die einst so innige Liebe, die über Nacht erkaltet ist, solle wieder so sein wie gestern.

Die ein oder andere Träne wird im Publikum verdrückt. Karsten Troyke hat
es fest im Griff. Ob bei Kreislers Nicht-arischen Arien Onkel Joschi mal wieder nichts dafür kann, sieben Mäuse und zwei Shikurim in der Kneipe auf dem Boden liegen, der Mensch weg muss, denn Eulen heulen wie die Hunde und wunde Hunde können schreien … Der gelernte Sprecher erweist sich nicht nur als starker Chansonnier – ist doch einzig die Gitarre eingestöpselt, wo-hingegen sein Organ keines Mikros bedarf und auch so mehr als raumfüllend ist –, sondern auch als großartiger Rezitator.


Halbzeit: Das, was unten liegt, ist schon geschafft.
Was oben auf dem Ständer ruht, muss noch.

Nach der Pause geht es weiter mit einem französischen Partisanenlied aus den 40-ern, wiederentdeckt von Leonard Cohen in den 1960er-Jahren und nun überzeugend wiederbelebt von Karsten Troyke: Oh, the wind is blowing / through the graves the wind is blowing / freedom soon will come / then we’ll come from the shadows! Mit viel Fingerspitzengefühl aufgemuntert werden
die Zuhörer durch eine Sektion mit drei Roma-Liedern, die dem Tenor folgen, obwohl ich kein Geld habe, bin ich reich an Liedern! Und natürlich immer wieder Jiddisches, deshalb ist das Publikum gekommen, das will es hören: Zum Beispiel ein Liebeslied des sowjetischen Poeten Itzik Pfeffer. „Es ist schon komisch mit dem Jiddischen“, so Troyke, „es ist dem Deutschen so ähnlich, doch würde man diese Texte auf Deutsch singen, sie klängen sofort kitschig!“ Kitschig indes gerät der Abend nie. Und wenn es stimmt, was jemand mal über das Hebräische gesagt hat – dass das bloße Hören der Sprache, selbst wenn man sie nicht versteht, glücklich macht -, dann trifft das definitiv auch aufs Jiddische zu.

Auch wenn ich die meisten seiner CDs – okay, ein paar gab’s mal im Tausch gegen mein Juden im Tango-Buch, aber das ist eine andere Geschichte – gekauft habe und gern mag: Karsten Troyke ist und bleibt ein Live-Mensch. Nachdem ich ihn jetzt dreimal gesehen habe, einmal davon im Rahmen
eines Tango-Klezmer-Abends zusammen mit dem Trio Sho in der Berliner Philharmonie, komme ich nicht umhin festzuhalten: Der Troyke’sche Zauber entfaltet sich so richtig erst im kleinen Kreis, im intimen Dialog mit einem Publikum, für das er sich verausgabt und das es ihm mit Standing Ovations dankt. Ja, der „Bernauer Chor“ (Troyke) war wieder aktiv. Nicht nur Gassen-hauer wie Hava Nagila erfreuten sich großer Textsicherheit; Troykes Publikum verfügt über eine überraschende Repertoirekenntnis.

Ganz besonders froh machte mich mein persönlicher Liebling Oi I’m crazy for her, a scheines liedele! Und so hat es Karsten Troyke mal wieder geschafft und mir einen Abend geschenkt, an dem ich musikerfüllt nach Hause gehe. Danke dafür!

Neugierig geworden? Bitte unterstützen Sie den Künstler, indem Sie seine Platten kaufen. Ob es nun Kreisler oder eher Tango oder lieber vergessenes jiddisches Liedgut sein soll, ganz egal – empfehlenswert sind sie alle! Zu den CDs geht es hier.

24. April 2010

Die drei R: Ein Abend mit Redakteur Ralph im Roten Salon bei Rusconis Record Release

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 19:19

Bargeld, BH und Blasenpflaster – die drei Dinge poppten als Erinnerung in meinem Handy auf. Und mehr brauchte ich auch nicht, um mich für meinen Abend mit Rusconi in der Volksbühne zu rüsten: Begrüßungsbussi, Bier und Bock auf gute Musik würden sich schon beizeiten einstellen, dachte ich mir. Bargeld übrigens, weil ich tags zuvor meine EC-Karte bei einer Einzahlung (!) im Geldautomaten hatte stecken lassen. Dusselig. Als ich um kurz nach acht am Rosenthaler Platz ankam, wartete mein Lieblingsfairaudioredakteur schon, ich war spät dran da etwas fußlahm – siehe Blasenpflaster. Nach einem Warm-up mit leckerem Süppchen ging es in den Roten Salon an der Volksbühne.


Im Roten Salon ist eben alles rot. Selbst der Flur.

Dort nämlich feierten die Schweizer Jazzer Rusconi die Veröffentlichung
ihres vierten Albums It’s a Sonic Life mit einem Release Concert im intimen Rahmen – und bei diesem als „an evening inspired by Sonic Youth“ angekündigen Ereignis wollten natürlich sowohl ich alter Jazzhead als auch mein Redakteur, für den alles, was nur den Anklang einer blue note hat, sofort „Hoteljazz“ ist, dabei sein! Die Musik der „Mutter aller Noise Bands“ im Jazzidiom – das klang nach interessantem Konzept, wenngleich nicht so weit hergeholt, genießen doch nur wenige Rockbands im zeitgenössischen Jazzlager so viel Akzeptanz wie Sonic Youth, die Anfang der Achtziger in New York aus demselben Pool von Musikern hervorgingen wie beispielsweise die Lounge Lizards. Sie waren, eher ungewöhnlich im Rock-Metier, immer für freie Improvisation offen, und haben oft mit Jazzern wie dem New York Art Quartet, Derek Bailey, William Hooker oder Mats Gustafsson zusammengearbeitet.

Und nun also Rusconi. Man musste kein intimer Kenner des Sonic Youth’schen Oeuvres sein, um den Abend zu genießen – ich gebe zu, selbst keine besonders große Kenntnis davon zu haben. Wie Pianist und Bandleader Stefan Rusconi sein Publikum wissen ließ, kannten auch Schlagzeuger Claudio Strüby und Bassist Fabian Gisler die Stücke von Sonic Youth nicht, und das sei gut so gewesen, kannte er selbst sie doch „viel zu gut“! So aber konnte man unvoreingenommen an das Material herangehen und weitaus kreativer damit umgehen, als es intime Kenner der Musik von Sonic Youth je hätten können. Herausgekommen ist mit It’s a Sonic Life eine Mischung aus Sonic Youth und Rusconi, sprich: Die drei Musiker setzen sich mit der gitarren-lastigen No Wave/Noise-Band im klassischen Format des Piano Trios auseinander, was überraschend gut gelingt: Allein der Opener Sunday funktioniert so gut, dass man sich wundern muss, weshalb es noch niemand vorher versuchte. Schließlich haben sie sich das Material so zu eigen gemacht, dass sie im Probenprozess nach und nach das Gefühl entwickelten, Stücke zu spielen, die eigens für die Band geschrieben worden wären.

Vielleicht gelang der Übersetzungsprozess aufgrund einer musikalischen Seelenverwandtschaft Rusconis mit Sonic Youth – beide Bands sind offen-
sive Klangfarbensucher – so überzeugend, auch wenn er nicht immer leicht gefallen ist. So sind manche der Stücke auf It’s a Sonic Life echte Cover-versionen, andere wieder wirken wie Paraphrasen auf einzelne Songs. Manche haben sich so sehr vom Ursprungsmaterial entfernt, dass sie sich nicht mehr genuin auf Thurston Moore und Co. zurückführen lassen und durchaus als künstlerische EIgenleistung Rusconis gelten können. In jedem Falle ist die Platte eine hochkomplexe Liebeserklärung an eine der ungewöhnlichsten Klangschöpfungen der Rockgeschichte und gleichzeitig musikalische Neubewertung aus ungewöhnlicher Perspektive. Live war das Ganze noch einen Tick intensiver.


Die Achtziger müssen schon stilecht gewürdigt werden.

Es war sehr schön, es wurde spät, es gab Getränke für alle – der Kater am nächsten morgen ließ nicht auf sich warten. Leider nicht das einzige Tierchen, das Ärger machte. Nach sehr sehr wenigen Stunden Schlaf wurde ich von einem aufgeregten Hundesitter, der – wenngleich aus komplett anderen Gründen – ebenfalls eine schlaflose Nacht hinter sich hatte, aus dem Bett geklingelt – Kopfhörerhund war krank und in besorgniserregend schlechtem Zustand. Noch im Hello Kitty-Nachthemd rüber zum Tierarzt von gegenüber, der an die Tierklinik überwies. Tierdroschke gerufen. Tatü-tata zur Klinik.
Von Nierenversagen über Vergiftung bis Magendrehung spukten mir die Horrorvisionen aller Hundehalter durch den verkaterten Schädel. Dann die Erleichterung: Es war eine Magenkolik. Kopfhörerhund hatte wohl irgend-etwas Vergammeltes aufgelesen und gefressen. Oder Blaukorn. Egal. Jetzt liegt er friedlich schlafend hier, und ich merke, dass It’s a Sonic Life auch wunderbar dazu geeignet ist, die angespannten Nerven zu beruhigen.

23. April 2010

tango 3.0

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 14:28

Seit dem 19. April zu haben, liefern sich die Tangueros das Wettrennen um die schnellste Rezension. Soooo sensationell ist das neue Album der französisch-schweizerisch-argentinischen Musikerkollektivs Gotan mit Homebase in Paris dabei gar nicht. Schön ja, spektakulär nein. Vor zehn Jahren, klar, da war Gotan eine Sensation: Auf
La Revancha Del Tango wurde in der öffentlichen Wahrnehmung erstmalig traditionelle Tangomusik mit elektronischen Beats gemixt. Die Pionierarbeit, Folkloristisches mit Elektronischem zu verbinden, hat sich gelohnt: In den Lounges und Chill-out Areas der Clubs war Electrotango der letzte Schrei; Nachahmer en masse folgten. Die Qualität von Gotan erreichten sie – vielleicht mit Ausnahme vom Bajafondo Tango Club – allerdings nie.

Jetzt legen die Originale wieder nach. Tango 3.0 heißt das Album und hat,
das sei vorweggenommen, nicht viel Neus zu bieten. Hat man erst einmal ein Genre mit spektakulärem Knall begründet, wird man seinem Erstling auch nie mehr das Wasser reichen können. Allein des Überraschungseffekts wegen. Das heißt jetzt nicht, dass Tango 3.0 langweilig wäre. Im Gegenteil. Denn dazu sind allein die Musiker viel zu gut. Und auch wenn Philippe Cohen-Solal, Eduardo Makaroff und Christoph Müller ihrem Gründungsprinzip treu bleiben, lässt sich innerhalb des Gotan’schen Werkes durchaus eine spannende Entwicklung zu verfolgen. War das Debüt noch sehr in der DJ-Szene angesiedelt, ist der Elektronikanteil auf Tango 3.0 spürbar reduziert. Am prägnantesten sind vielmehr die dubbigen Bässe, und man schreckt – Debelah Morgan hat es vorgemacht – selbst vor Ausflüge in HipHop- und R’n’B-Gefilde nicht zurück. „Es ist“, so der legendäre Acid-Jazz-DJ Gilles Peterson auf beatsinternational.com, „sehr aufregend, dem gemächlichen, traditionellen Beginn des Albums zu lauschen und dann zu hören, wie die ganze Bandbreite klassischer Americana-Sounds und -Elemente behutsam in den Gotan-Melting-Pot eingeführt werden“: vom New Orleans-Begräbnis-marsch über Blues, Swing, Walzer, Rockabilly hin zu Surf.

Zudem: Im Gegensatz zu vielen anderen Ambient-Acts, die um das Jahr 2000 gemeinsam mit ihnen an den Start gingen, ist Gotan seither stets präsent gewesen. Mit dem Zweitling Lunático mäanderten sie auf jazzigen Fluren, es folgten Touren, Remixalben, Live-CDs – über eine zu geringe Auslastung konnten die Musiker nie klagen. Wahrscheinlich muss das so sein, wenn man einst derjenige war, der ein ganzes Genre revolutioniert hat.

Mehr über Gotan von mir gibts hier und hier

22. April 2010

Leipzig ist immer eine Reise wert

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: , — VSz | Klangverführer @ 10:06

Wer am 7. und 8. Mai noch nichts vorhat – Achtung: der 9. ist Muttertag,
viele haben hier einen Wochenendtrip nach Hause geplant! -, dem sei die unabhängige Musikmesse (Pop Up mit dazugehörigem Diskussionsforum und Musikfestival im schönen Leipzig ans Herz gelegt. Die (Pop Up versteht sich als Forum für den kreativen Austausch zwischen Kulturschaffenden verschiedenster Couleur. An zwei Tagen in Folge kann man sich zwischen den Messeständen von Labels, Fanzines, Zeitschriften, Veranstaltern etc. umtun, zudem stehen Workshops zu aktuellen Themen der Independent-Szene sowie zu Veranstaltungs- und Labelarbeit auf dem Programm. Da
geht es beispielsweise um Authentizität versus Kunstfiguren im Musikgeschäft, um Social Music Networks oder den Geschmacksalgorithmus als zeitgemäßen Musikjournalismus.

Auf die Theorie folgt bekanntlich die Praxis. Unverbrauchte Musik gibt es
u.a. von Selah Sue, Talking to Turtles, Mikroboy, La Stampa, Beat!Beat!Beat!, We Vs. Death, Max Tundra oder Mathias Schaffhäuser

Ganz besonders gespannt bin ich persönlich auf den Festival-Auftritt der Hamburger Künstlerin Mohna am Samstag um 22.00 Uhr in der UT Connewitz:

Es lohnt sich, das ganze Wochenende zu bleiben: Unter dem Motto
This Is Not A (POP UP finden in Leipzig flankierende Veranstaltungen statt, beispielsweise das Label Frühstück, zu dem Disko B, BllalaBooking, Klangbad, PaniPanama und Staubgold am 9. Mai um 12.00 Uhr einladen.

Klangverführer freut sich auf ein Musikfestival der kurzen Wege mit dem unprätentiösen Charme der (Pop Up. Veranstaltungsort ist das Leipziger Werk II, mitten im Herzen der Subkulturen. Und da die Veranstalter der unkonventionellen Messe ein Herz für Low- und No-Budget-Aussteller
haben, gibt es eine einfache Ausstellerakkreditierung inklusive Standplatz
für nur 90 Euro. Fachbesucher sind ab 15 Euro dabei.

Kopfhörerhund freut sich auch: Über den kleinen Grammophonhund im Logo der (Pop Up – eine nette Anspielung an das alte Label der Gramophone Company/His Master’s Voice. Entworfen wurde es 1898 vom Maler Francis Barraud, der seinen Hund Nipper beim Lauschen eines Edison-Phonographen porträtiert hatte. Seit 2001 nutzt EMI das Logo wieder als Cover-Motiv seiner CD-Serie Nipper Collection. P.S.: Pinkelt der freche (Pop Up-Hund das Grammophon da etwa an?

Mehr Infos unter www.leipzig-popup.de, das komplette Programm
finden Sie hier.

19. April 2010

Victoriah’s Music wieder online auf fairaudio

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 09:27

Und wieder einmal ist die aktuellste Ausgabe von Victoriah’s Music online:

„Eigentlich sollte diese Rezension mit dem launigen Kommentar starten,
dass Goldfrapp wohl offensichtlich zur eher schnellen Truppe gehören: Gerade noch wurde Seventh Tree besprochen, schon legen sie mit Head First nach. Beim Schreiben dann der Schock: Die letzte Veröffentlichung und Besprechung liegt schon zwei ganze Jahre zurück! Mir kommt es vor wie gestern, und ich frage mich einmal mehr, wo die Zeit geblieben ist. Diese Frage, nagender und drängender, je älter man wird, paart sich mit der Sehnsucht nach Beständigkeit, Kontinuität, Stabilität, Sicherheit, kurz: Halt – verweile doch, du bist so schön! Das Mantra einer verlorenen Generation.
Ich will nicht aufwachen und mich fragen, wer der Fremde da neben mir ist, weil er sich so völlig anders benimmt als der, den ich damals kennengelernt hatte und zu kennen glaubte. Ich will nicht, dass die Verpackungen meiner Lieblingslebensmittel „moderner“ designt werden und dafür Vertrautes dem Zeitgeist geopfert wird. Und – auf die Gefahr hin, dass ich mich hiermit als konservativer oute als es einer Musikkritikerin gut tut – ich will nicht, dass meine Lieblingsbands mit einem Mal eine völlig andere Musik machen als jene, weshalb sie eigentlich meine Lieblingsbands sind.“

Weiterlesen wie immer auf fairaudio.de

Besprochen wurden Goldfrapp, Head First und Dee Dee Bridgewater,
Eleonora Fagan – To Billie With Love From Dee Dee> – eine Hommage an Jazzlegende (und Frauchen des Boxerrüden Mister) Billie Holiday

2. April 2010

iPOD war gestern, eiPOTT ist heute!

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 11:49

Koziol macht schöne Dinge aus Porzellan, und zwar jenseits von Goldrand und Rosenmuster. Wer auf der Suche nach einem kleinen Geschenk ist,
das er dem lifestyle-affinen Musikfreund, der sowieso schon alles hat, noch schnell ins Osternest legen kann, wird bei der Odenwalder Traditions-Manufaktur (gegründet 1927) fündig: Der eiPOTT ist ein origineller Eier-
becher, und mit EUR 7.50 ungleich günstiger als sein technisches Vorbild!

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