2raumwohnung rufen auf zum Remix Contest! Der beste Remix ihres
Songs Body Is Boss wird mit einem Special im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Albums Lasso Remixe belohnt. Für Details bitte hier klicken.
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Wer nach Leipzig zur Messe gereist,
Ohne auf Auerbachs Hof zu geh’n,
Der schweige still, denn das beweist:
Er hat Leipzig nicht geseh‘n.
Dem alten Spruch zum Trotze reiste Klangverführer am 7. Mai 2010 tatsächlich zur Messe nach Leipzig, ohne auch nur in die Nähe von Auerbachs sagenumwobenem Keller zu gelangen. Gesehen hat er trotzdem viel. Doch dazu später mehr, denn erst einmal galt es, überhaupt nach Leipzig zu kommen, wofür ein schwerwiegendes Opfer gebracht werden musste: das des Früh-Aufstehens. Durch den Schlafmangel bin ich leicht taumelig, ein Gefühl wie Besoffensein, nur billiger. Draußen herrscht Winter. Mit dem schon längst eingemotteten Stepp-Mantel bin ich nicht zu warm angezogen. Was mich immer wieder wundert, wenn es mich einmal um diese Zeit nach draußen verschlägt: Es sind schon Menschen auf der Straße – und nicht wenige! Was machen die nur alle hier? Schließlich ist Wochenende! An der Straßenbahnhaltestelle treffe ich einen von Kopfhörerhunds Freunden, einen bollerköpfigen Rüden. Herrchen verrät mir, dass er gerade von (!) der Arbeit kommt (!). Es gibt durchaus Leute, die schlechter dran sind als ich.
Weil nicht nur Berlin sparen muss, sondern die Wirtschaftskrise auch am Klangverführer nicht spurlos vorbeigegangen ist, sitze ich bald darauf anstatt im bequemen ICE (dreiundvierzig Euro einfache Fahrt) im InterConnex, der zwar nur in Allerherrgottsfrühe abfährt, das dafür aber für neunzehn Euro tut. Was auch heißt, ich habe in Leipzig noch massenhaft Zeit, bevor die Messe öffnet. Ich freue mich auf eine kurze Besichtigung der Stadt – immer-
hin der Studienort meiner Eltern, ohne die es weder mich noch diesen schönen Blog hier gäbe.
Wie gut nur, dass Kopfhörerhund nicht dabei ist! Auf meiner 10-Fahrten-Sammelkarte ist explizit vermerkt: „Gilt nicht für Fahrräder und Hunde!“
Dafür gibt es Kaffee am Platz. Es ist sauber, warm und gemütlich. Was brauch ich schon den ICE! Wenn nur dieser unsägliche Fahrplan nicht wäre …
Als ich in Leipzig ankomme, klärt der Himmel auf. Die Leute sehen alle sehr entspannt aus, und ich schlendere durch die noch leere Altstadt. Die (Pop Up wird ihre Pforten im Werk II am Connewitz erst um 12:00 Uhr öffnen. „Es ist gestern doch recht spät geworden“, erklärt ein sichtlich unausgeschlafener Matthias Puppe, seines Zeichens (Mit-)Organisator und Sprecher der Messe. Ich hole mir meinen Akkreditierungsstempel ab und habe Zeit.
Ohne den hier müssen Journalisten draußen bleiben
Wie es der Zufall will, findet die Messe in der Südvorstadt, direkt am Ende
der Leipziger Szene-Meile Karl-Liebknecht-Straße, statt – dort, wo meine Mutter zu Studentenzeiten gelebt hat.
Ich mache mich auf zu einer privaten Spurensuche. Es duftet nach Flieder
im hochherrschaftlichen Philosophenviertel.
Musikstadt Leipzig. Selbst ans ehemalige Wohnhaus meiner Mutter in der Hardenbergstraße hat jemand einen Notenschlüssel gesprüht.
Dann endlich hat die (Pop Up mit den Wartenden ein Erbarmen und ich stürze mich ins Getümmel. Vorher aber halte ich noch schnell Matthias Puppe mein Aufnahmegerät unter die Nase bzw. vor den Mund.
Matthias, die Popkomm musste abgesagt werden, die Branchenriesen jammern. Die (Pop Up hingegen, die sich als alternative Messe versteht und vor allem musikalisches Nischendasein beleuchten möchte, boomt: Schon am 2. April war keine Registrierung für Aussteller mehr möglich, weil ihr komplett ausgebucht wart. Wie erklärst du dir, dass gerade die Kleinen der allgemeinen Untergangsstimmung in der Musikbranche trotzen?
Also, zum einen sind wir natürlich nicht so groß wie die Popkomm. Wir haben hier keine riesigen Standflächen, wo sich 200 Aussteller und mehr tummeln können. Wir haben eine seit Jahren kontinuierliche Größe um die 100 Aussteller. Außerdem denke ich, dass auch dadurch, dass wir eine gute Anbindung an die Musikszene an sich haben und die Leute auch wissen, dass es hier quasi um die Kleineren und Mittleren geht und dass das hier ihr Platz ist, es so ist, dass immer relativ schnell sehr sehr viele da sind, die uns auch vertrauen, uns über die Jahre treu geblieben sind und dann auch Neue mitbringen. Wir haben da ehrlich gesagt keine großen Probleme gehabt.
Vertrauen und Neue mitbringen – vielleicht auch in dem Sinne, dass in der unabhängigen Szene mehr persönliches Engagement vorhanden ist?
Darum geht es ja hier! Wie heißt es bei uns immer so schön: Wir richten uns an die Leute, denen es hauptsächlich um die Musik geht, die großes Engagement hineinstecken und denen es nachrangig um die finanziellen Interessen geht. Das heißt – und wenn du nachher auf die Messe gehst, wirst du es sehen –, hier findet man ganz viele Ideen, ganz viele Leute, die einfach Lust haben, etwas mit Musik zu machen. Bei uns gibt es keine dieser Potemkinschen Dörfer, wie bei anderen Veranstaltungen. Es geht darum, dass die Leute authentisch sind, dass sie sich engagiert um Musik kümmern.
Heißt das auch, die (Pop Up richtet sich nicht nur explizit an ein Fachpublikum wie beispielsweise die Popkomm, sondern auch Musikliebhaber sind hier willkommen?
Das ist ein wichtiger Punkt! Die (Pop Up ist eine Publikumsmesse, und gerade der Kontakt zwischen Publikum und Ausstellern gefällt glaube ich auch den Fachbesuchern, die hier herkommen. Man hat einfach Kontakt mit dem „Kunden“. Und als Publikum sieht man, wer denn die Platten macht, die man toll findet, und so kann man ins Gespräch kommen, was schon ein großer Reiz dieser Messe ist, wie ich glaube!
Was erwartet mich als Musikfan abgesehen von den Konzerten, die im Rahmen des (Pop Up-Festivals stattfinden, also wenn ich jetzt in die Messe reingehe, da sind dann Stände, und was tue ich da?
Du kannst natürlich überall Musik anhören, du kannst beispielsweise auch die Plattencover visuell wahrnehmen … Unsere Maxime ist: Hier gehört alles hin, was mit Musik zu tun hat. Ringsherum. Es geht also nicht nur um die Musik selbst, sondern beispielsweise präsentieren sich auch Button-Hersteller, Leute, die Flyer designen, Leute, die auch T-Shirts machen … Aber eben alles mit der Prämisse: Es geht um Musik. Das ist unsere Ausstellungsidee.
Klingt wunderbar, vielen Dank!
Zu sehen gibt es in der Tat reichlich, nutzen doch mehr als 90 Aussteller die Gelegenheit, sich erstmals an zwei Tagen Fachbesuchern und Publikum zu präsentieren: Kissen in Schallplattenform, Vitamine in Dosen – und immer wieder Vinyl. Interessierte konnten beispielsweise an den Ständen von Kleinstpresswerken wie Celebrate Records, Duophonic oder R.A.N.D.-Muzik die Rohmasse in die Hand nehmen, aus der später dann die (eigene) Schallplatte entsteht. Noch mehr aber gibt es zu hören, haben die Labels doch solche Hörstationen aufgebaut, wie man sie noch aus jener Zeit kennt, als man darauf angewiesen war, sich in dem großen Musikgeschäft mit den drei Buchstaben nachmittagelang durch die Neuerscheinungen zu hören, da ein kurzes Reinklicken in den Song am heimischen Rechner noch in undenk-
barer Ferne lag. In ebenso undenkbarer Ferne lag auch die Möglichkeit, dass digitale Bewertungsalgorithmen à la „Sie haben Produkt abc gekauft? Dann könnte Ihnen auch Produkt xyz gefallen!“ die Empfehlungen eines versierten und geschmackssicheren Musikjournalisten ersetzen könnten. Unter dem Motto Wir tanzen Mechanik! Der Algorithmus hat dem Musikjournalismus längst den Rang abgelaufen widmet die (Pop Up diesem traurigen Phänomen eine Panel-Diskussion.
Hier geht es um die Perspektive auf den Musikjournalismus im Zeitalter des Internet. Das hat etwas von Wir-wollen-eine-Lawine-mitten-im-Herab-
stürzen-aufhalten. Der streitbare Lars Brinkmann (GRIMM) stellt die erste These in den Raum: „Die Plattenkritik ist auf den Hund gekommen. Zumindest was das gedruckte Wort betrifft. Ich mache mich nur noch durch Blogs kundig.“ Mehr noch, das breite Publikum scheint bei Auswahl und Empfehlung von Musik nicht mehr dem Musikjournalisten seiner Wahl, sondern vielmehr dem Bewertungsalgorithmus seiner bevorzugten Shopping-Plattform wie etwa Amazon oder „personalisierten“ Online-Radiostationen wie last.fm oder Pandora zu vertrauen. Das dahinter stehende Prinzip lässt sich auf die Grundfrage „Welche Songs könnten in ähnlichen Kontexten ähnlich klingen?“ herunterbrechen, sprich: man berechnet Ähnlichkeit. Einer, der das von Berufs wegen tut, ist der Musik- und Künstliche Intelligenz-Forscher Dr. Stephan Baumann, der allerdings mit folgender Aussage erstaunt: „Ich nutze privat keinerlei Empfehlungsalgorithmen.“ Ihn interessieren eher fast schon philosophische Fragestellungen: Wie einzigartig ist ein Mensch in seinem Musikgeschmack? Gibt es so etwas wie einen Mittelwert, um den wir alle herumtänzeln wie um das Goldene Kalb? Brinkmann bringt auf den Punkt, was alle bewegt: „Ein System hat mir noch nichts empfohlen, was ich interessant fand.“ Und tatsächlich hat ein computergestütztes Empfehlungssystem ein immanentes Problem: Es versucht immer, aufgrund einer bestimmten Sache etwas Ähnliches zu empfehlen, aber nie etwas Neues, Interessantes. Insofern könne ein Algorithmus lediglich den Plattenhändler ersetzen: Dieser hat auch immer etwas Ähnliches empfohlen. Der Musikjournalist hingegen mache etwas ganz anderes: Eine klassische Plattenkritik habe weniger den Sinn zu sagen, was der Leser kaufen soll, als ihm einen Überblick darüber zu verschaffen, was es alles so gibt. Auch (und gerade) wenn der Musikjournalismus als „Empfehlungsmaschine“ nicht mehr die Rolle spiele, die ihm eins gebührte, sei er nach wie vor die schwierigste Disziplin im Kulturjournalismus. Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer von der Uni Darmstadt übt mit seinen Studenten regelrecht das Verfassen von Musikkritiken: „Einen Klang adäquat zu beschreiben – das ist das Schwierigste überhaupt!“ Und Beschreibungen, Kontext, Konnotationen, erzählte Geschichten, kurz: das Wort, können nie durch bloße Algorithmen ersetzt werden, weshalb der Musikjournalismus dies nun umso mehr leisten müsse. Doch was macht den Mehrwert des Musikjournalismus aus, in Zeiten, wo jeder Blogger Geschichten erzählen kann, und das manchmal auf erstaunlich hohem Niveau? Das Panel einigt sich auf Leidenschaft, mit der man die Sache betreibt und Individualismus, der im Text spürbar wird. Beides allerdings könne Bloggern wohl kaum abgesprochen werden … Übernehmen wir also alle die Funktion, die die Musikjournalisten einst innehatten? Was macht den Vorsprung des Profis gegenüber dem Amateur aus? Man kommt ins Grübeln. Gerade bei Musik sind die sogenannten Amateure, die Fans, ja mit großer Leidenschaft bei der Sache – man denke hier nur an Wikipedia, wo die am sorgfältigsten und liebevollsten redigierten Stichworte aus dem Musikbereich stammen! Findet tatsächlich „der lesenwerte Musikjournalismus heutzutage in Blogs statt“ (Brinkmann)? Lorenz-Meyer hält dagegen. Für ihn sind die Qualitätskriterien im Musikjournalismus die des allgemeinen Kulturjournalismus, als da wären: Recherchetiefe (genau hinhören), Verständnis (zuordnen können), Wahrnehmungskomplexität sowie die Fähigkeit, all diese auch umzusetzen, sprich: mitteilen zu können. Nichtsdestotrotz kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass hier der Abgesang auf den professionellen Musikjournalismus vollzogen wird. Das Panelzelt ist voll, denn immerhin geht es um uns, um (Ex-)Print-Journalisten, die jetzt bloggen – kein Wunder, dass irgendwo die Vokabel „Selbstverliebtheit“ fällt. Hier beweint sich eine aussterbende Spezies. Vielleicht ist uns allen mit dem Gedanken der Entschleunigung gedient: Dass man nicht mehr versucht, dem Release hinterherzuschreiben, sondern die CD – und weshalb auch nicht? – etwa ein halbes Jahr nach Veröffentlichung bespricht, dafür aber in einer ihr angemessenen Form, was zumeist heißt: mit mehr Worten. Abgesehen vom wirtschaftlichen Druck fragt sich natürlich, wer einem diesen Platz zur Verfügung stellt. Da hab ich persönlich es gut getroffen, für ein Magazin zu schreiben, das sich den Claim „authentisch, ausführlich, interaktiv“ auf die Fahnen geschrieben hat. fairaudio hat nie auf tagesaktuellen Journalismus geschielt und mir immer die Freiheit gelassen, Platten so zu besprechen, wie ich es für richtig hielt – ein Vorgehen, welches Hand in Hand geht mit dem Brinkmann’schen Wunsch für die Zukunft des Musikjournalismus: weniger Platen zu besprechen, aber diese angemessen lang. Als Fazit bleibt trotz allem: „Der Musikjournalismus ist nicht tot, er hat sich verändert!“
Die komplette Diskussion samt den von mir hier unterschlagenen Teilen zur Allverfügbarkeit von Musik, zur digitalen Arroganz in Form von personali-
sierten Algorithmen und der Suche mittelalter Männer nach dem Weg zum perfekten System finden Sie hier.
Soviel Theorie macht hungrig. Ich stelle mich am Cateringstand an und
freue mich auf meine Mittagsverabredung. In der Zwischenzeit übernimmt Kopfhörerhund das Feld. War ja klar, was jetzt kommt …
Kopfhörerhund meint: Ich hab ja schon immer ge-
wusst, dass Hund und Musik mehr miteinander zu tun haben als gemeinhin angenommen. Die diesjährige (Pop Up ist der beste Beweis. Nicht nur, dass sie selbst einen Dalmatiner-Welpen im Logo führt, nein, da gibt es French Bulldogs, deren Leibchen für Fritz Kola werben, …
… den Messestand der Freiburger Waggle-Daggle Records mit
Maskottchen Falco …
… oder den Münsteraner Musiker Herrn Hund, der sich hinter dem
Omaha-Stand versteckt.
Der macht übrigens nicht nur wirklich hübsch anzusehende CD-Hüllen,
die schon fast kleine Preziosen sind – was Wunder, wenn man gelernter Grafiker ist! –, sondern auch sehr schöne Musik: Seine On Your Shirt-EP
wird behutsam eröffnet von Killers Kiss, einer den Hörer zunächst in trügerische Sicherheit wiegenden Singer-Songwriter-Nummer, die sich zum schrammeligen Rock-Stück steigert, gefolgt vom fröhlich-lärmenden Titeltrack On Your Shirt, um sich bei Soft & Crispy einer ziemlich schrägen Klangorgie hinzugeben, als hätten Elvis Costello und Jimmy Somerville einen bislang sorgsam vor den Ohren der Öffentlichkeit verborgenen unehelichen Sohn – folgt man dem Label, wären die Eltern allerdings eher Damien Rice und die frühen Radiohead.
Nach dem schon sehr speziellen Song mit dem langen Titel F*?!, You Mean
A Dog Fell In Love With A Girl, bei dem die Stimme Hunds, teilweise getragen von einem 6/8-Walzer, das ein oder andere mal schon ins hart-an-der-Grenze-zum-Weinerlichen umschlägt und den man entweder lieben oder hassen kann, wird die EP vom knowskools-Stück 6 AM beendet, das dank seiner Basslastigkeit deutlich poppiger daherkommt als die Stücke aus der Pfote, pardon: Feder, Hunds.
Ich persönlich mag die alte EP Demos 2004–2008 lieber: Sie ist zwar einer-
seits weniger schräg, andererseits aber aufgrund des Einsatzes von Vokal-
harmonien (okay, im Falle Hunds: -dissonanzen) musikalisch interessanter. Der dritte Song, My Refrigerator’s Life, schleicht sich südlich leicht und unbeschwert ins Ohr, ist das etwa ein Samba? Und höre ich auf In Venice
gar einen Kamm, auf dem da geblasen wird? Mit allerlei Glockenspiel wird
es jedenfalls nie langweilig, und viele der Stücke haben den Anschein, als überlegten sie sich ihr So-Sein mittendrin noch einmal und entschieden sich dann für ein Anders-Sein. Dass Herr Hund mit dem Künstlernamen, der gar kein Künstlername ist (denn er heißt wirklich Christian Hund!), auch „richtig“ singen kann, stellt er auf dem letzten Stück der Demos, Lipstick Dampness, unter Beweis. Ein melancholischer Mädchensong mit dem Tenor I drove you home tonight / and then I left you … Wer Herrn Hund hören möchte, wird hier und hier fündig sowie natürlich bei Omaha selbst, in deren Hausladen man die hübschen CDlein auch erstehen kann.
Das war jetzt aber noch nicht alles an Hund, was die (Pop Up zu bieten hatte! Da war nämlich noch …………… Girella!
Unter dem Motto Dog Likes Music besucht diese 6-jährige Portugiesische Wasserspaniel-Dame (ja, ein „Obama-Hund“) Musiker und lässt sich mit ihnen fotografieren. Das Ergebnis sind ganz besondere Künstlerportraits, mal intim, mal witzig, mal melancholisch, immer aber mit einer ungerührten Girella im Mittelpunkt. Ihr Herrchen, der Fotoinstallationskünstler Garvin Nolte, kam auf die Idee, als er bemerkte, dass Girella bei genau den Liedern, die auch ihm gefallen, den Kopf ganz nah an den Lautsprecher hält und lächelt. Ist das Lied zu Ende, wendet sie sich wieder ab. Besonders beeindruckte ihn, dass Girella in ihren Vorlieben keine Genre-Unterschiede macht: sie lehnt keinen Musikstil per se ab – wenn sie etwas mag, mag sie es, wenn nicht, dann nicht. Die Lautsprecher wichen der Live-Musik, und mittlerweile besucht Girella Musiker oft und gern backstage. Die sind oftmals schon wochenlang auf Tour und freuen sich über die verschmuste Hündin, Girella freut sich über die Aufmerksamkeit und Herrchen hat wieder ein Foto mehr im Portfolio. Über 120 sind es bislang, darunter Deep Purple, Broken Social Scene, Mando Diao, Drafi Deutscher, José González, Fun Lovin‘ Criminals, The Go-Betweens, Franz Ferdinand, The Kills, Kaiser Chiefs, Nada Surf, Schiller, Soulwax, TV on the Radio oder Editors.
Tolles Bild: Girella mit Peter Heppner
Mein persönliches Lieblingsbild: Mit Kurt Wagner von Lambchop
Da waren es mit einem Male fünf: Girella und die Editors
Noltes Fotos sind Momentaufnahmen mit Schnappschusscharakter, sie werden nicht digital nachbearbeitet – das macht neben Girella sicherlich einen Großteil ihres Charmes aus. Wie auf der (Pop Up werden die fertigen Bilder als Installation in musikerfüllten Hundehütten präsentiert.
Irgendwann soll ein Buch daraus werden. Unterstützen Sie dieses schöne Projekt, ob als Musiker-Modell, als Ausstellungsmacher oder Buchverleger! Kontakt mit Girella aufnehmen können Sie hier, hier oder hier.
Wer interessiert ist an Daten und Fakten zur (Pop Up, findet einen ausführlichen Messebericht auf fairaudio.de, unserer aller Lieblings-Online-HiFi-Magazin.
„Lumi, so wurde mir beim CD-in-die-Hand-Drücken gesagt, sei das musikalische Äquivalent zu Slow Food. Sehr sympathisch also: Keine schnelle Massenware, keine – bleiben wir getrost im Bild! – Burgerbraterei, nein, vielmehr Hausgemachtes, das ruhig auch mal länger dauern darf, dafür aber bekömmlicher ist und länger vorhält. Nach dem ersten Hören muss ich wieder einmal feststellen, die Herren von der Redaktion haben einen exzellenten Musikgeschmack …“ Weiter auf fairaudio.de.
In der neuesten Ausgabe von Victoriah’s Music machen Lumi Lieder über
die Liebe und warten mit dem einen oder anderen Leisepföter auf, es gibt Blubberndes für schlaflose Nächte und Westfalener Rocker fahren einen
Extra-Umweg, um sich an Speed-Polka zu versuchen.
Besprochen wurden:
Jahrelang gehörte es zum Allgemeinplatz: Leichte klassische Musik macht nicht nur froh, sondern auch klug. Was hat man demzufolge nicht alles unternommen: Ungeborene im Mutterleib mit Mozart und Co. beschallt, damit sich das Gehirnchen doch bitte zum Einstein’schen Zerebrum entwickeln möge – und selbst Kühe sollten schmack- und nahrhaftere Milch geben, würde der Stall nur mit dem entsprechenden Soundtrack versehen. Alles für die Katz, weiß man jetzt.
Der sogenannte „Mozart-Effekt“ wurde jetzt von Forschern der Universität Wien widerlegt: In einer Meta-Analyse von neununddreißig statistischen Untersuchungen mit insgesamt über 3.000 Testpersonen konnten sie keinen musikspezifischen Effekt auf die Intelligenz, versinnbildlicht durch das Raumvorstellungsvermögen, nachweisen. Forschungsleiter Jakob Pietschnig dazu: „Ich empfehle jedem, Mozarts Musik zu hören, aber die Erwartung, dadurch eine Steigerung der eigenen kognitiven Leistungsfähigkeit zu erzielen, ist nicht erfüllbar.“
Die Nacht war kurz. Es ist kalt. Und zu allem Überfluss hat es sich über Nacht so richtig schön eingeregnet. Den Stau habe ich überschätzt und bin viel zu früh, habe nasse Füße und Kaffeedurst – nicht die glücklichste Konstellation! Ich streife noch ein bisschen durch die Gegend, treffe dabei auf einen kleinen Origami-Hund/Wolf/Fuchs, der ebenso tapfer wie traurig eine ansonsten fast geisterhaft leere Glasvitrine bewacht, die ihrerseits in einem verlassenen Flur steht. Wer den wohl dorthin gestellt hat?
Endlich ist es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen zur sympathisch kleinen Berliner Sony-Niederlassung. Dort ist es warm und trocken. Eine trotz Interview-Marathon gutgelaunte und entspannte Lyambiko gießt höchstpersönlich Kaffee ein. Wir plaudern über den elenden Regen und wie gut die paar Sonnentage in den letzten Wochen doch getan haben. Und dann geht es auch schon los:
Ihr neues Album heißt Something Like Reality. Was ist denn für Sie
so etwas wie Realität?
Nun, der Begriff „Realität“ hat ja so etwas Absolutes, und wer bin ich, mir herauszunehmen, dass meine Wahrnehmung, meine Sicht der Dinge die absolute ist. Auf dem Album beschäftigen wir uns viel mit den Dingen des Lebens: wie ich die Welt sehe oder wie sie mir entgegenkommt – und das
ist doch sehr subjektiv. Ich hatte das Gefühl, „Reality“ ist irgendwie der
Titel für das Album, das gehört da rein, es ist einfach so … es springt mir
ins Gesicht … aber … es ist halt nicht wirklich das.
Es geht also um Ihre Wirklichkeit!
Genau! Und ich war so viel am Haare raufen und Überlegen und Diskutieren mit meinen Kollegen … Ich meine, wir haben das Album zusammen aufge-
nommen, da sind Kompositionen meiner Kollegen drauf, da ist die Frage,
wie wir das Album jetzt nennen, natürlich auch ein gemeinsamer Prozess.
Ich telefonierte mit Robin, dem Bassisten, und sagte zu ihm, ja, es ist schon Reality, aber irgendwie auch nicht, und er meinte, oh, da lass mich mal überlegen, ich melde mich nochmal, und noch im Auflegen murmelte er gedankenverloren, something like reality, und ich hörte das noch so mit einem Ohr und ha! Dann hab ich ihn zurückgerufen und gesagt: danke! Das hat es total getroffen!
Schöne Geschichte! In der Pressemitteilung dazu heißt es, das Album sei auch deshalb so besonders, weil Sie erstmals mit Bläserarrangements arbeiten, und trotzdem hätten Sie gesagt bzw. werden Sie so zitiert, dass es für Sie ein bisschen „heikel“ war, weil Sie den „typischen Lyambiko-Sound“ nicht opfern wollten. Was ist denn für Sie der typische Lyambiko-Sound?
Nun, wenn ich mir so verschiedene neuere Produktionen anhöre, also Alben von Kollegen, dann haben die oftmals etwas, was ich nicht so unbedingt haben will, diese Gefälligkeit … Ich meine, man will ja schon irgendwo gefallen mit dem, was man tut, man will ja ankommen, aber es soll einfach nicht zu durcharrangiert, zu glattgebügelt, zu gefällig sein, weil … das bin ich schlicht und einfach nicht!
Sie wollen keine Norah-Jones-Platten machen.
(lacht): Ja … ja. Es soll einfach nicht zu durchgestylt sein, sondern schon näher an mir dran, und ich sehe mich jetzt nicht unbedingt in der Ecke für
Big-Band-Musik. Deswegen ist das für mich schon ein sehr heikles Thema gewesen. Der Heinrich (Köbberling, der Schlagzeuger, Anm. d. Red.) kam mit seinen Kompositionen und sagte, er sieht das für seine Stücke, und für mich stellte sich dann eben die Frage, wie machen, wie lösen wir das so, dass einerseits mein Anspruch gewahrt bleibt und wir andererseits aber schon das umsetzen können, was er sich vorgestellt hat. Und … ja, wir haben dann so ein bisschen darüber diskutiert, wie wir das machen können, und Heinrich meinte, er habe den Marc Muellbauer an der Hand, der phantastische Arrangements schreiben könne für Bläser. Dann sagte er: „Mit dem probieren wir das jetzt einfach mal aus. Der macht da jetzt mal was, ich habe da wirklich keine Sorge, dass da was schief gehen könnte“. Als ich dann angehört habe, was wir da gemacht haben, war ich schon echt begeistert, also, das hatte ich jetzt nicht unbedingt so erwartet! Ich hatte nämlich schon befürchtet, dass es möglicherweise eben doch zu sehr in Richtung Big Band Sound herauskommen könnte. Jetzt gibt es eigentlich nur einen Song, und zwar den ersten auf dem Album, Don’t Stand By Me, bei dem man sehr den Big-Band-Sound raushängen lässt.
Der erste Track swingt in der Tat sehr! Was mich auch gewundert hat,
als ich das Album zum ersten Mal hörte, weil ich immer das Bild hatte, dass Lyambiko sehr intime Sachen in kleiner Besetzung machen. Trotz-
dem finde ich, dass das neue Album schon sehr von den anderen Lyambiko-Produktionen abweicht, auch völlig abgesehen von dieser ganzen Big-Band-Geschichte. Zum Beispiel Breaking News erinnert mich stellenweise an funky Sixties-Soul, auch der Gesang hat dort mehr Biss als auf den pureren Jazz-Nummern. Und gerade im Vergleich zu Ihren Aufnahmen von 2006/2007 habe ich das Gefühl, dass Ihre Stimme mehr „itchy“, kantiger, geworden ist. Besonders hört man das auch auf dem Work Song. Ist dieser Sound der normalen biologischen Entwicklung Ihrer Stimme geschuldet oder ein bewusster stilistischer Einsatz?
Das ist absolut bewusst. Und ich bin mir ehrlich gesagt auch gar nicht so sicher, ob das auch so ankommt oder wahrgenommen wird – ich denke, die Frage sagt uns schon, dass das nicht so ist … Ich gehe einfach davon aus: man muss es mögen oder nicht. Und, das ist eben genau das Ding. Im Prinzip geht es um … ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll! (Überlegt) Das ist es im Prinzip schon. Also, darauf kommt es mir an. Es soll eben nicht gefällig sein, sondern so, wie ich nun mal bin.
Um mal bei dem Thema unbequem oder eben „itchy“, wie ich es genannt habe, zu bleiben: Auf Something Like Reality gefällt mir persönlich Black Hole Sun am besten – wobei ich den Track stilistisch ganz klar als „Aus-
reißer“ empfinde, er ist anders als der Rest des Albums. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Soundgarden-Nummer zu covern?
Also, was mir beim Zusammenstellen der Songs für ein Album total viel Freude macht ist … Aufgrund der Tatsache, dass ich es schon immer so gehalten habe, mich da und dort bedient und das Ganze dann zusammen-
gefasst habe zu Meinem … konnte ich mir diese Freiheit auch bei dem neuen Album nehmen, und so enthält es eben nicht nur die neuen Kompositionen meiner Kollegen, sondern auch durchaus Jazz-Standards und dann eben auch Songs, die mich in meiner Jugend oder meiner Vergangenheit geprägt haben, und da war der Soundgarden-Song eben ein ganz starker Einfluss.
Auf dem neuen Album erinnert mich der Song Mind Over Matter an
meine beiden ganz persönlichen Lyambiko-Lieblingssongs: Give It Up
von Love … and Then (2006) und Inside Outside
von Inner Sense
(2007). Gibt es den einen oder anderen Lyambiko-Song, der Ihr ganz persönlicher Alltime-Favorit ist?
(Lacht) Natürlich müsste ich jetzt sagen: jeder Song. Aber tatsächlich … also aus der Zeit, in der ich hauptsächlich Jazz-Standards interpretiert habe, war es vor allem Black Coffee. Miss Celie’s Blues
fand ich auch immer total schön … Hhm … das ist ganz verschieden! Also, ehrlich gesagt sind da auch einige Balladen dabei, zum Beispiel Somerwhere Over The Rainbow, Skylark, Polka Dots And Moon Beams … (lacht wieder) Auch Songs wie zum Beispiel Work Song
, der mich schon seit Anbeginn meiner Karriere begleitet …
… genau, da gibt es eine frühe Aufnahme von Ihnen aus dem Jahr 2001 oder 2002, und jetzt auf dem neuen Album wieder eine ganz andere Interpretation. Mit der Zeit ändert sich also auch immer die künstlerische Herangehensweise…
Ja, klar! Ich meine, wir verändern uns, insofern verändert sich auch die Art, wie wir an die Musik herangehen, und somit hoffentlich die Musik selbst auch!
Zurück zu den Lieblingssongs: Gibt es da auch einen aus dem neuen Album?
(mit Nachdruck) Alle!
Natürlich alle …
Nein, wirklich und wahrhaftig! Ich meine, als wir das Material gesammelt haben, da gab es schlicht und einfach einige, die sind durchgefallen, also,
die haben mich nicht so angesprochen und waren damit weg. Somit sind eigentlich wirklich nur meine Lieblingssongs übriggeblieben.
Gibt’s das denn, dass man mit Material im Studio steht und sagt, das möchte ich eigentlich gern auf meinem Album haben, und erst während man es aufnimmt oder dran arbeitet merkt man, es passt doch nicht, es wird nichts und es fällt dann runter?
Ja, das hatten wir schon. Ein Stück, in das man richtig viel Arbeit investiert hat, das einen ganzen Studiotag gekostet hat, und dann sagt man einfach: „Nee. Nee, irgendwie nicht“.
Und umgekehrt? Einen Song, wo man erst sagt, nee, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, und der ist es dann?
Ja, durchaus. Deswegen ist das so eine Sache, ich wähle die Songs ja nicht alleine aus, ich berate mich mit meinen Kollegen, jeder soll Vorschläge bringen, und dann kommt eben auch irgendwann ein Vorschlag, wo ich zunächst denke: „Hä? Nee! Wieso sollten wir das jetzt machen?“ Und dann kommt es plötzlich wirklich gut raus. Und deswegen sag ich auch nicht von vornherein, das hier geht und das da nicht. Auch wenn es wirklich Dinge gibt, wo man nicht über seinen Schatten springen kann: Wenn mir der Text vollkommen gegen den Strich geht oder die Melodie für mich einfach … ja, mich nicht so anspricht. Das sind dann halt Sachen, okay, die lassen wir jetzt wirklich mal. Wenn es einfach so eine – und das gibt es bei mir leider oft! – so eine spontane Abneigung gegen einen Song gibt und ich gar nicht erklären kann, wo die eigentlich herkommt … Ich kann gar nicht sagen, was es ist, irgendwie so: „Och nö, will ich jetzt nicht“. Aber es kommt durchaus vor, dass ich dann sage, okay, ich überwinde das jetzt mal und probiere es aus – schließlich kann ja nicht alles schlecht sein, was meine Kollegen sagen, es muss ja schon irgendwas dran sein. Und dann wird man manchmal auch motiviert von den anderen, weil die dann sagen, weißt du, so wie du den Song singst mag ich den! Und dann gehst du plötzlich mit so einen Schub von Motivation heran und magst dann auch, was du tust. Manchmal brauchst du das von außen.
Wobei letzten Endes Sie entscheiden, oder? Ich habe irgendwo gelesen, Sie hätten gesagt, immerhin seien Sie das, die auf der Bühne ihren Kopf dafür hinhalten müsse.
Ja, klar. Letztlich, wenn das überhaupt nicht anders geht.
Stelle ich mir schwierig vor, sich gegen ein eingespieltes Kollektiv älterer Männer durchzusetzen …
Das ist schwierig. Aber ich habe nicht den Anspruch zu sagen: „Ich bin das Maß der Dinge und ich entscheide“. Denn ich bin schlicht und einfach die, die zuallerallerletzt in diese Richtung oder ins Musikmachen überhaupt herein-
geschlittert ist und bin nicht mit diesem Lebensplan durch die Schulzeit, durch die Ausbildung gegangen und hab gesagt, das ist es, das mach ich. Das ist bei mir einfach nicht der Fall – bei den anderen schon. Deswegen kann ich ihnen nicht absprechen, dass sie einen gewissen Plan oder eine gewisse Idee haben, wie es läuft.
In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Musikmarkt beklagt gerade die Jazzsparte eine prekäre Marktsituation. Lediglich sogenannte Crossover-Künstler wie eben Norah Jones oder Diana Krall könnten Hitparaden-
erfolge feiern. Glauben Sie, dass sich der klassische Jazz – und auch das klassische Jazz-Publikum, was ja manchmal sehr konservativ ist – da öffnen muss bzw. ist auch Ihr neuer Stil recht eigentlich ein Vorstoß in Richtung Crossover?
Ich beschäftige mich ehrlich gesagt gar nicht so gerne mit der Diskussion
„Ist das wirklich Jazz oder ist das nicht wirklich Jazz?“. Ich meine, die Musik entwickelt sich weiter, die Leute sollten froh sein!
Dennoch wird diese Diskussion gerade von Jazz-Puristen vehement geführt … Sie aber verwehren sich dem Schubladendenken, habe ich das richtig verstanden? Wobei die Plattenfirma Sie ja auch irgendwo positionieren muss …
Ja klar, irgendwo muss man positioniert werden. Aber ich brauche es jetzt nicht unbedingt, die Jazz-Sängerin, die klassische Jazz-Sängerin zu sein. Ich betrachte mich schlicht und einfach als Sängerin, die sich in verschiedenen Stilrichtungen bedient und auszudrücken beliebt. Ja, ich weiß nicht … als ich angefangen habe, also wirklich als ganz junges Huhn, da hatte ich soviel mit Leuten zu tun, die meinten, „ja, weißt du, die da machen ja keinen richtigen Jazz“. Ich hab das natürlich auch mitbekommen, wie man sich total aufgeregt hat über Norah Jones … Ich meine, mich selbst hat ihre Musik nicht wirklich angemacht, aber irgendwie so zu diskutieren … Ich meine, da ist jetzt jemand erfolgreich mit dem, was er macht …
Nach dem Motto: „Darf der das überhaupt?“
Ja, genau. Das hat mich irgendwie ziemlich abgestoßen. Ich denke, jeder soll nach seiner Façon glücklich werden, und es gibt für jede Musik ein Publikum. Ich meine, es kann sich schließlich jeder selbst aussuchen, auf welches Konzert er geht oder welche Platten er kauft oder nicht kauft!
Ich glaube, um Ihre Person gibt es diese Diskussion – was macht die da jetzt, ist das legitim, was die da macht und mischt – ja auch nicht.
Vielleicht, weil ich auch nicht so die Lust habe, mich an solchen Diskussionen zu beteiligen. Das wiederum liegt daran, dass ich mir selbst gar nicht zutrauen würde, mich festzulegen auf ein Genre.
Zum Abschluss eine ganz andere Frage: Im Klangblog taucht hin und wieder meine Hündin, der äußerst musikalische „Kopfhörerhund“, auf. Haben Sie irgendeine Beziehung zu Hunden oder eher so gar nicht?
Also, als ich klein war, hatten wir einen Hund. Wir hatten eigentlich immer einen Hund. Wir hatten einen – das ist eigentlich eine ganz tragische Geschichte –, der war ein kleiner Frechdachs, total verzogen und missraten. Ich weiß gar nicht mehr, wie der Hund in die Familie kam … aber der war böse! Der war richtig böse! Der hat sich im Kohlekasten versteckt – wir hatten so einen kohlebeheizten Herd in der Küche stehen –, der hat sich also da in dem Kohlekasten versteckt, und jedes Mal, wenn wir da vorbeigingen, sprang er raus und versuchte, uns in die Beine zu kneifen. Der hat nicht richtig gebissen, der hat nur gekniffen. Und wir Kinder hatten eigentlich alle Angst vor dem Hund gehabt. Furchtbar! (Lacht) Aber irgendwie gehörte er zur Familie dazu. Ich war noch ziemlich klein. Jedenfalls ist er gerne aus-
gebüchst und dabei ist er eines Tages von einem Krankenwagen über-
fahren worden. Und dann tut es einem echt leid und plötzlich hat man dieses Zwacken in die Beine vermisst! Er war meine ganze Kindheit über da …
Wissen Sie noch, wie er hieß?
Rex.
Nicht im Ernst! Aber es war kein Schäferhund, oder?
Nein, das war irgendeine Mischung. Undefinierbar. Ja, und später hatten
wir dann einen großen Hund, einen Afghanen. Eine Hündin. Und die war das absolute Gegenteil von Rex, die war so mütterlich! (Lacht wieder) Ein ganz liebes Tier!
Das war aber, während Sie noch zu Hause gewohnt haben, nicht wahr? Und seitdem …
… hat sich das leider nicht mehr angeboten.
Kopfhörerhund meint: Das schreit doch förmlich nach
der Aktion „Ein neuer Rex für Lyambiko“! Wenn sie also ganz ganz viele Exemplare ihrer neuen CD verkauft … Something Like Reality erscheint am
4. Juni 2010. Bis dahin wird es auch eine Rezension auf fairaudio.de geben.
Die Zeit bis zum Erscheinungstermin können Sie sich mit dem letzten Album, einem Tribut an Nina Simone, vertreiben. Die Rezension Ohne Zuckerguss und doppelten Boden: Lyambiko’s Saffronia finden Sie hier.
Langsam wird es ernst: Die Plakate künden nicht nur vom neuen Album,
auch die Tourdaten stehen fest: Am 22. Mai 2010 können wir das Gotan Project live im Berliner Tempodrom erleben. Wem das zu lange dauert,
der kann sich bis dahin mit dem in Budapest geborenen Gotan-Bratscher Jean Luc Aisemberg trösten, der schon am 15. Mai 2010 mit seinem Nebenprojekt Vibratanghissimo im Schlot aufspielt. Begleitet von Oli Bott
am Vibraphon, Tuyêt Pham am Piano und Arnulf Ballhorn am Bass, verspricht der Abend unter dem Motto „Tango meets Jazz“ Musik von Astor Piazolla
und Eigenkompositionen von Oli Bott.
Mehr Infos unter www.vibratanghissimo.de
und www.kunstfabrik-schlot.de