Die Menschen mit all ihren Eigenarten, ein Comeback, das gar keines ist, und des Pudels Kern: Marla Glen im Klangverführer-Interview – klangverführer | Musik in Worte fassen

Die Menschen mit all ihren Eigenarten, ein Comeback, das gar keines ist, und des Pudels Kern: Marla Glen im Klangverführer-Interview

Noch nicht ganz, aber auch schon fast zwanzig Jahre ist es her, seitdem Marla Glen mit ihrem ganz unbescheiden This Is Marla Glen betitelten Debütalbum 1993 für Aufsehen sorgte. Die bluesige Single Believer, und vor allem diese Stimme, bei der man nie so recht wusste, ob sie einem Mann oder einer Frau, gehörte, und die noch am ehesten klang wie eine Mischung aus Tina Turner, Nina Simone und Louis Armstrong, ließ aufhorchen. Nicht zuletzt, weil der Song auch von einem großen Modehaus in seinen Werbesports verwendet wurde. 1995 legte sie mit Love and Respect nach, und auch, wenn danach noch einige Alben folgen sollten, verschwand Marla Glen weitestgehend aus dem öffentlichen musikalischen Bewusstsein. Zwischendurch gab es noch das James-Brown-Cover It’s a Man’s World, ebenfalls dank des Fernseh- und Kinowerbespots für einen Herrenduft rauf und runter gespielt, doch zumindest ich persönlich habe Marla Glen erst einmal aus den Augen oder vielmehr Ohren verloren.

Doch schon die ersten Takte ihres neuen Studioalbums Humanology machen klar, dass diese Stimme und diese Musik nie so richtig verschwunden waren und zumindest im Unterbewusstsein als angenehme Erinnerung ein Eigenleben geführt hatten. Humanology ist wie ein musikalisches Nachhausekommen: Kaum klingen die ersten bluesigen Takte des Openers Garden of Desire samt dem typischen Hall des Marla Glen-Sounds an, wird eine Erinnerung an etwas zwar lange nicht mehr, aber damals gern Gehörtes wach.

Richtig gut allerdings wird das Album meiner Meinung nach erst ab Track 3, Maddy & Johnny. Davor ist mir das zu rockig-synthetisch, Glen erinnert hier in der Tat nicht nur an die Stimme von Tina Turner, sondern auch an deren Sound. Den muss man mögen – oder eben auch nicht. Maddy & Johnny jedenfalls beginnt mit einem Fink’schen Biscuits For Breakfast-Beat, das ist Süden und Blues und auch Gospel, der sich vollends im Chor vom Folgetrack Child entfaltet.

Doch nicht nur die neuen Songs auf dem 14-Track-Album Humanology sorgen für eine angenehme Überraschung: Es ist vor allem das Re-Make ihres größten Hits Believer. Okay, es ist ein Duett mit Xavier Naidoo. Den hassen viele. Ich gebe zu, eine heimliche Schwäche für den „singenden Pilgerpfad“ zu hegen: Sieh mir noch einmal in die Augen Baby, bevor du gehst – toller Song! Wie auch immer Sie zu Herrn Naiodoo stehen – die Stimme des Sohnes Mannheims passt perfekt zu der von Glen, beiden wohnt diese gospelgeprägte Inbrünstigkeit inne. Believer wird hier zu einer puren Zelebration und kommt damit schon fast Leonard Cohens Hallelujah gleich, welches ich immer mehr als Gebet denn als Lied empfunden habe.

Auf Believer folgt mit White Roses For My Mother eine Zelebration anderer Art. Dieser wohl persönlichste Song des Albums verarbeitet den Tod von Glens vor wenigen Jahren verstorbener Mutter. Ohnehin musste Marla Glen so einiges an Schicksalsschlägen einstecken: Vom Rechtsstreit mit ihrer ehemaligen Plattenfirma und dem damaligen Management bis zu ihrer Scheidung von Ehefrau Sabrina. Blues wird in der Interpretation Marla Glens authentisch, denn sie hat durchgemacht, wovon sie singt. Vielleicht liegt es an diesen Erfahrungen, dass Humanology so sehr auf den Punkt kommt wie keines ihrer vorherigen Alben.

Eigentlich wäre hiermit alles gesagt. Doch legt die Glen selbst mit zwei Bonus-Tracks nach, und diese überraschen wirklich. Da wäre zunächst die Elvis-Nummer Fever, oft gehört, oft gesungen. Ich will mich nicht dazu versteigen, dass Marla Glen es schafft, diesem Evergreen neue Seiten abzutrotzen – doch hörenswert ist ihre Interpretation allemal. Und dann ist da noch Your Song. Diese 1970 von Elton John geschriebene Folk-Jazz-Liebeserklärung berührt durch Marla Glens Interpretation mehr denn je, geht unter die Haut und stimmt gleichzeitig versöhnlich.

Wenn Humanology so etwas wie die Essenz der Karriere von Marla Glen darstellt – denn ich möchte hier weder von einem Comeback noch von einem Alterswerk sprechen –, dann entlässt es uns mit einem positiven Ausblick auf alles, was noch folgen soll. Oder, um es mit den Worten der Glen zu sagen: Don’t keep me from going on.

Diese Rezension habe ich im April zum Erscheinen des neuen Albums von Blues-Sängerin Marla Glen für fairaudio.de geschrieben. Jetzt hat mir die gebürtige Chicagoerin mit deutscher Wahlheimat per E-Mail all jene Fragen, die damals noch offen geblieben sind, beantwortet. Und da wir so höflich sind, hat sich jede in der Muttersprache der jeweils anderen ausgedrückt …

Klangverführer: Humanology is the science of understanding human nature. Why did you decide to call your new album Humanology, even if no song on it is named like this?

Marla Glen: Weil ich versuche, die Menschen zu verstehen mit all ihren Eigenarten, und auch ich bin auf der Suche nach mir selbst mit meinen Eigenarten. I‘m a man of 51, da macht man sich automatisch Gedanken über die Menschen und sich selbst.

A lot of critics call your new album a comeback. Would you yourself call Humanology a comeback or is it just the next logical step in your career?

Es ist kein wirkliches Comeback, da ich nie wirklich weg war. Ich war lediglich weniger aktiv. Wenn die Leute von einem Comeback reden dann interpretier ich das so, dass die Menschen mein Album mögen und damit sagen, dass ich zu meiner alten Form gefunden habe.

What would you say has changed on your new album compared to its predecessors, musically speaking? Or would you rather say it continues your musical path?

Das Album Humanology ist näher bei mir als die alten Alben. Es kommt aus meiner tiefen Seele heraus. Wenn Sie möchten, ist es eine logische Weiterentwicklung meines künstlerischen Schaffens. Für mich sind es einfach die Songs, die der liebe Gott mir geschenkt hat. Und deshalb sind die Songs näher bei mir.

One of my favourite songs on Humanology is Maddy & Johnny. Is there a song that you hold especially near and dear?

Ich habe alle Songs lieb, da sie alle aus meinen Herzen kommen. White roses for my mother ist eine Liebeserklärung an meine verstorbene Mutter und ist deshalb ein sehr emotionaler Song. Besonders stolz bin ich auf das Duett mit Xavier Naidoo mit dem Titel Believer. Auch Daddy, Run & Hide und Garden of Desire kommen tief aus meinem Herzen und stehen mir sehr nahe.

You re-recorded your probably biggest hit Believer as a duet with Xavier Naidoo. How did this collaboration come into existence?

Believer wird im Jahre 2011 18 Jahre alt, also volljährig. Zur Feier der Volljährigkeit fand ich, dass man den Titel mit einem besonderen Believer noch mal neu interpretieren sollte. Zum Glück hat Xavier bestätigt. Xavier hat einen super Job gemacht. Danke an XN von MG.

Fever is one of the most covered songs of the world, and there are a lot of different versions of Your Song as well. What made you add your personal interpretation?

Weil ich Elton John sehr mag und ich habe Fever jeden Tag. I’m burning.

There are a lot of pictures of your with your poodle Buffy – he (or she?) even made it on one of your current press photos. Buffy joins you on press conferences and sometimes even on stage. Since the mascot of my blog is also a dog, I am especially curious to learn more about Buffy. Is there anything you can tell my blog readers about him (or her)?

Buffy ist meine kleine Lady and she is a rapper. Ich liebe Hunde. Hunde sind sehr inspirierend mit ihrer Natürlichkeit, mit ihrer Ursprünglichkeit. Jeder sollte einen Hund haben. Wer mit Hunden gut umgeht ist kein schlechter Mensch. Buffy beruhigt mich und bringt mich zum Lachen. She is my little rapper from the west cost. You know.

Comments (2):

  • Sciortino Gabriela

    hey marla, das mit den hunden… that’s right… wir haben zwei… du bist eines des schönsten wesen, die ich erkannt habe… ich danke dir für deine schritte… und freu mich dich eines tages zu riechen… du irrst in der frage der seele… finde ich… aber so viel anderes habe ich mitverfolgt und mich bestätigt gefühlt… ich schätze dich und deine meinungen sehr… aber ich liebe die tiefe deiner erkenntnisse… deinen mut und dein zu hause sein im körper…

    here i ‚m on the road again
    here i`m back on the stage
    here i go…. turn a page

    keine ahnung von wem da ist… von mir nicht… aber für uns… greedings sister or brother… or soulmaid… what ever … see you…

  • Sciortino Gabriela

    ups rechtschreibfehler… sorry :-))

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