27. April 2011

Use your f*?!ing headphones!

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: — VSz | Klangverführer @ 07:45

Der heutige 14. Internationale Tag gegen Lärm, auch International Noise Awareness Day, steht unter dem Motto Lärm trennt. Ich möchte noch hinzufügen: Lärm nervt. Nicht zuletzt deshalb wies schon das zweite Posting im Klangblog freundlich darauf hin, doch bitte die f*?!ing Kopfhörer zu benutzen, wenn man schon unbedingt schlechte Musik hören muss. Natürlich geht es dem Arbeitskreis Tag gegen Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V. (DEGA) nicht nur um Lärmbelästigung durch Musik, sondern auch um anderen Freizeitlärm. Ob über den bewussten Umgang mit MP3-Playern oder die Bekämpfung des Verkehrs- oder Baulärms – heute ist eine gute Gelegenheit, sich zu informieren und unser aller Leben ein bisschen leiser zu machen. Um 14:15 Uhr wird zu einer fünfzehnsekündigen Ruhepause aufgefordert – man stelle sich vor, die Welt ist eine Sinfonie – und mit einem Mal machen alle Generalpause! Klangverführer findet das gut. Erste Infos zum 14. Tag gegen den Lärm gibt es hier.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal allen Klangblog-Lesern eines meiner Lieblings-(sach-)bücher ans Herz legen: Die Vertreibung der Stille. Leben mit der akustischen Umweltverschmutzung von Rüdiger Liedtke. Dieser nimmt seine Leser mit auf eine Rundflug über akustische Nervtöter, musikalische Drogen und „die lauteste Welt, die es je gab“: „Das morgendliche Gedudel aus dem Radiowecker geht fast nahtlos über in die Musiktapete im Büro, in der Arztpraxis oder am Fließband; im Supermarkt empfangen uns aufmunternde Jingles, während uns im Restaurant sanfte Hintergrundklänge berieseln, die nur ab und zu von markanten Handy-Melodien durchschnitten werden. Und wenn wir einmal für uns sein wollen, setzen wir den Walkman auf den Kopf … Wir leben in der lautesten Welt, die es je gab, und nehmen es nicht einmal mehr wahr. »Das Buch macht deutlich, wie wir durch Musik und Geräusche manipuliert werden, wie schwer es ist, sich der permanenten Berieselung zu entziehen, und wie wir den akustischen Reizen allmählich hörig werden. Es beschreibt, wie Musik und Lärm auf Körper und Psyche des Menschen wirken und welche Gefahren lauern. Es enttarnt die Manipulations-Mechanismen, zeigt die Lärmquellen auf und nennt die Verursacher und ihre Motive. Es versucht aber auch, den Umgang mit Stille neu erfahrbar zu machen.“

5. September 2009

Trink, Schwester, trink!

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: , — VSz | Klangverführer @ 09:37

Gibt es etwas Schlimmeres als einen Nachbarn mit schlechtem Musik-geschmack? Ja – einen lauten Nachbarn mit schlechtem Musikgeschmack! Jedermann seien seine musikalischen Vorlieben gegönnt, von Herzen sogar, nur: Ich möchte davon nichts wissen. Nichts sehen. Und vor allem: Nichts hören. Wer also schon, ganz ohne sich dafür zu schämen (denn meiner Meinung nach sollte man dies nur heimlich tun!), unbedingt die Scorpions und Konsorten hören muss, dem möchte ich folgenden Rat mit auf den Weg geben:


Diesen charmanten Aufkleber, der sein unverzichtbares Dasein mittlerweile an meiner Wohnzimmertür fristet, habe ich neulich unterwegs entdeckt. Leider kenne ich den Urheber nicht. Sollte er dies hier lesen, würde ich mich freuen, wenn er sich bei mir meldet.

Am Rande: Wenn schon laut, dann bitte mit beispielsweise der gestern auf Four Music erschienenen Neuen von Miss Platnum, The Sweetest Hangover – eine explosive, temporeiche Mischung aus energisch synkopiertem Balkan-Beatz mit knallenden Gypsy-Bläsersätzen und R’n’B. Anspieltipp ist Drink, Sister, Drink mit She Raw – fast so ein Kracher wie das herrliche Come Merry Me mit Peter Fox von Miss Platnums 2007er-Album Chefa, bis heute einer meiner All-Time-Favorites!

Weiterhören: Wem in moderne Tanzmusik übersetztes Balkan-Idiom gefällt, dem möchte ich dringend Beirut mit Gulag Orkestar ans Herz legen. Unglaublich, aber wahr: Diese Balkan-Kapelle heißt mit bürgerlichem Namen Zack Condon, stammt aus New Mexico, Texas, und ist zum Zeitpunkt der Aufnahmen erst 20 Jahre alt. Was kurios anmutet, sollte eine der wichtigsten Platten des Jahres 2006 werden: Ob Ukulele, Mandoline, Akkordeon, Violine oder diverses Schlagwerk – Condon spielt nicht nur alle Instrumente selbst, sondern ist auch ein virtuoser Sänger. Unterstützung holte sich das Ein-Mann-Orchester lediglich während der abschließenden Aufnahmen in New York bei Jeremy Barnes (Neutral Milk Hotel) und Heather Trost (A Hawk And A Hacksaw). Melancholisch, schräg und definitiv nicht zu finden in der für demonstratives Gutmenschentum reservierten Multikulti-Abteilung im CD-Regal bräsiger Intellektueller!

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