12. Juli 2012

Leipzig my love!

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: , , , — VSz | Klangverführer @ 19:39

Als ich vor gut zwei Jahren zur (Pop Up nach Leipzig gefahren bin und dabei auch auf den Spuren meiner Eltern wandelte, die sich dort als hoffnungsvolle junge Kunststudenten kennen und lieben lernten, was bedeutet, dass es mich ohne Leipzig gar nicht gäbe, war ich so geflasht von der Stadt, dass ich mir geschworen habe: Irgendwann ziehe ich dahin. Mein aktueller Leipzig-Besuch hat das damalige Gefühl nochmals bestätigt: Leipzig ist ein wunderbarer Ort zum leben und – freiberuflich – arbeiten! Irgendwann ziehe ich dahin.


Ja, das Notenschlüsselgrafitto in der Hardenbergstraße gibt es immer noch. Neu ist Kopfhörerhundnachfolgehund Lina …


… was sie allerdings nicht davon abhält, gleich mit den Thomanern zu singen!

Darüber hinaus ist Leipzig ein wunderbarer Ort, um Kopfhörerhundnachfolgehund willkommwn zu heißen und behutsam an sein künftiges Großstadtleben zu gewöhnen. Gestern noch im Tierheim, heute schon, nein, nicht auf unserer Showbühne, aber mittendrin im Städtetrip! Während Berlin immer aggressiver wird, ist Leipzig herrlich entspannt, die Menschen sind nett, das Bier billig … Herz, was willst du mehr? Zum Beispiel einen relaxten Abend unter Freunden, die ganz nebenbei auch noch gute Musik machen, denn das ist der eigentliche Grund unseres Aufenthaltes hier: Endlich einmal den Ambient Folk des Alma Church Choirs von Lieblingsgitarrist Andreas Laudwein, der mit Cat Ten Years ein kleines Lieblingsalbum gemacht hat, live zu sehen respektive hören. Und da das in Berlin nie geklappt hat – Prophet und Berg und so.

Auch das übrige Line-up des Abends, zu dem Maler und Musiker Peter Piek im Rahmen seines diesjährigen Atelier-Sommerfestes geladen hat, war ein gutes Argument für die Reise, aber was sag ich da eins, viele gute Argumente waren es, viele! Nicht nur, dass sich der mir von Kitty Solaris via Facebook wärmstens empfohlene Lasse Matthiessen als Überraschungsgast angekündigt hat, auch der geniale Gitarrenzerstörer Ian Fisher ist ebenso mit von der Partie wie die mit Laudwein tourende Lina Paul; und dann wären da noch Jona Byron, Squalloscope und das experimentelle Weird-Folk-Electo-Duo SignA, die ich alle erst an diesem Abend kennenlerne – ganz zu schweigen vom Gastgeber selbst, der mit seinen großzügig zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten nicht nur für eine ebenso relaxte wie inspirierende Atmosphäre gesorgt haben, sondern sich im weiteren Verlauf des Abends auch als wahrer Mulitinstrumentalist erweisen soll.


Gleich geht’s lo-hos! Gleich geht’s lo-hos!


PPZK = Peter Pieks Zentrum für Kultur = Galerie. Sammlung Zeitgenössicher Kunst. Tonstudio. Kommunikationsplattform


Mama’s got a brandnew dog! Lauschen, lümmeln, liebsein – Lina macht ’nen tollen Job. Und überzeugt damit selbst passionierte Katzenfreunde

Nicht zuletzt ist dieser Abend der erste „Arbeitstag“ von Kopfhörerhundnachfolgehund Lina, nom de guerre fortan: Lina Liebhund, denn Kopfhörerhundnachfolgehund, das müssen Sie zugeben, ist ja kein Zustand!, die das Ganze total gechillt aussitzt, genauer: ausliegt, dezentes Schnarchen inklusive, wie man hier hören kann:

Von Fell-Linas Geatme abgesehen – denn die Dame im roten Rock aus dem Video heißt auch Lina! – portisheadet das Stück Laudwein-typisch vor sich hin, es geht wohlig depressiv und wunderschön zur Sache, Lina Paul an der Melodica ist ein würdiger Ronny-Seiler-Ersatz, und ich liebe liebe liebe es!

Nicht minder schön und überraschend ruhig: Laudwein und Ian Fisher – die Simon&Garfunkel-Nummer hat diese Paarung auch drauf! Wobei, was heißt hier nicht minder, ihr Harmoniegesang auf der Alma-Church-Nummer „Not This Kind Of Man“ ist einfach zum Niederknien schön! Auch, wenn ich mich wiederhole und Sie damit eventuell langweile: Ich liebe es, und selbst das Steuermarkengeklimper des mitten im Song zappelig gewordenen Liebhundes tut dem keinen Abbruch. Es geht doch nichts über eine authentische Live-Atmo!

Aber keine Angst, Fisher – dessen kommendes Album gerade von Laudwein gemixt wird – soll im Verlauf des Abends noch gewohnt durchdringend werden, sodass ich Lina Liebhund, die im Gegensatz zu Kopfhörerhund nicht taub ist, zum großen Amüsement des Publikums die Ohren zuhalten musste! Aber auch das meisterte sie mit Bravour; mein Fehler allerdings war zu glauben, ich könne das Hundetier als Stativ nutzen – jetzt haben die Videos leichten Seegang. Okay, stellenweise auch starken, wie beispielsweise bei diesem sehr bethgibbonsesken Lina-Paul-Song, da ist mehr Rock als Kopf zu sehen, sorry dafür! Der Soundspur tut dies glücklicherweise nicht allzu weh:

Haben Sie diesen unglaublichen Stefano Schiavo Campo an der Gitarre gehört? Und sind Sie ebenso begeistert wie ich? Noch mehr zu sehen und zu hören, genauer: Solo-Videos von Ian Fisher, Squalloscope und Gastgeber Peter Piek, der, gemessen an seiner Sprechstimme, eine völlig erstaunliche Gesangsstimme hat, finden Sie im Klangverführer-Videokanal auf YouTube. Die Künstler, die ich nicht gefilmt habe, können Sie hier und hier und hier sehen und hören. Ach ja: Videos gucken entbindet Sie natürlich nicht von der Pflicht, die Künstler zu unterstützen und deren CDs zu kaufen. St. Google wird Sie schon zum richtigen Ort führen. In diesem Sinne: Eine schöne Urlaubszeit!


SignA

P.S.: Da ich ja nun leider wieder zurück in Berlin bin, habe ich für die kurzentschlossenen Hauptstädter unter Ihnen einen Tipp: SignA spielen morgen um 20:30 Uhr in den Neuköllner Gelegenheiten, Weserstraße 50. Wenn ich es schaffe, komme ich auch und hole hier versäumtes Filmen nach. Und wenn Sie wollen, können Sie bei dieser Gelegenheit Kopfhörerhundnachfolgehund, pardon, Lina Liebhund, live treffen.

Nachtrag vom 13. Juli: Leider schaffen wir es nicht zur Show. Aber Sie gehen ja ohnehin nicht wegen Lina Liebhund, sondern wegen der Band hin. Und das sollten Sie trotz des Regens tatsächlich tun – es lohnt sich, versprochen!

12. Mai 2010

Zwischen sympathischen Graffiti, apokalyptischen Szenarien für die Zukunft des Musikjournalismus und kreativen Hunden: die (Pop Up 2010 in Lepzig

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: , — VSz | Klangverführer @ 08:35

Wer nach Leipzig zur Messe gereist,
Ohne auf Auerbachs Hof zu geh’n,
Der schweige still, denn das beweist:
Er hat Leipzig nicht geseh‘n.

Dem alten Spruch zum Trotze reiste Klangverführer am 7. Mai 2010 tatsächlich zur Messe nach Leipzig, ohne auch nur in die Nähe von Auerbachs sagenumwobenem Keller zu gelangen. Gesehen hat er trotzdem viel. Doch dazu später mehr, denn erst einmal galt es, überhaupt nach Leipzig zu kommen, wofür ein schwerwiegendes Opfer gebracht werden musste: das des Früh-Aufstehens. Durch den Schlafmangel bin ich leicht taumelig, ein Gefühl wie Besoffensein, nur billiger. Draußen herrscht Winter. Mit dem schon längst eingemotteten Stepp-Mantel bin ich nicht zu warm angezogen. Was mich immer wieder wundert, wenn es mich einmal um diese Zeit nach draußen verschlägt: Es sind schon Menschen auf der Straße – und nicht wenige! Was machen die nur alle hier? Schließlich ist Wochenende! An der Straßenbahnhaltestelle treffe ich einen von Kopfhörerhunds Freunden, einen bollerköpfigen Rüden. Herrchen verrät mir, dass er gerade von (!) der Arbeit kommt (!). Es gibt durchaus Leute, die schlechter dran sind als ich.

Weil nicht nur Berlin sparen muss, sondern die Wirtschaftskrise auch am Klangverführer nicht spurlos vorbeigegangen ist, sitze ich bald darauf anstatt im bequemen ICE (dreiundvierzig Euro einfache Fahrt) im InterConnex, der zwar nur in Allerherrgottsfrühe abfährt, das dafür aber für neunzehn Euro tut. Was auch heißt, ich habe in Leipzig noch massenhaft Zeit, bevor die Messe öffnet. Ich freue mich auf eine kurze Besichtigung der Stadt – immer-
hin der Studienort meiner Eltern, ohne die es weder mich noch diesen schönen Blog hier gäbe.

Wie gut nur, dass Kopfhörerhund nicht dabei ist! Auf meiner 10-Fahrten-Sammelkarte ist explizit vermerkt: „Gilt nicht für Fahrräder und Hunde!“
Dafür gibt es Kaffee am Platz. Es ist sauber, warm und gemütlich. Was brauch ich schon den ICE! Wenn nur dieser unsägliche Fahrplan nicht wäre …

Als ich in Leipzig ankomme, klärt der Himmel auf. Die Leute sehen alle sehr entspannt aus, und ich schlendere durch die noch leere Altstadt. Die (Pop Up wird ihre Pforten im Werk II am Connewitz erst um 12:00 Uhr öffnen. „Es ist gestern doch recht spät geworden“, erklärt ein sichtlich unausgeschlafener Matthias Puppe, seines Zeichens (Mit-)Organisator und Sprecher der Messe. Ich hole mir meinen Akkreditierungsstempel ab und habe Zeit.


Ohne den hier müssen Journalisten draußen bleiben

Wie es der Zufall will, findet die Messe in der Südvorstadt, direkt am Ende
der Leipziger Szene-Meile Karl-Liebknecht-Straße, statt – dort, wo meine Mutter zu Studentenzeiten gelebt hat.

Ich mache mich auf zu einer privaten Spurensuche. Es duftet nach Flieder
im hochherrschaftlichen Philosophenviertel.


Musikstadt Leipzig. Selbst ans ehemalige Wohnhaus meiner Mutter in der Hardenbergstraße hat jemand einen Notenschlüssel gesprüht.

Dann endlich hat die (Pop Up mit den Wartenden ein Erbarmen und ich stürze mich ins Getümmel. Vorher aber halte ich noch schnell Matthias Puppe mein Aufnahmegerät unter die Nase bzw. vor den Mund.

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22. April 2010

Leipzig ist immer eine Reise wert

Filed under: Klangblog — Schlagwörter: , — VSz | Klangverführer @ 10:06

Wer am 7. und 8. Mai noch nichts vorhat – Achtung: der 9. ist Muttertag,
viele haben hier einen Wochenendtrip nach Hause geplant! -, dem sei die unabhängige Musikmesse (Pop Up mit dazugehörigem Diskussionsforum und Musikfestival im schönen Leipzig ans Herz gelegt. Die (Pop Up versteht sich als Forum für den kreativen Austausch zwischen Kulturschaffenden verschiedenster Couleur. An zwei Tagen in Folge kann man sich zwischen den Messeständen von Labels, Fanzines, Zeitschriften, Veranstaltern etc. umtun, zudem stehen Workshops zu aktuellen Themen der Independent-Szene sowie zu Veranstaltungs- und Labelarbeit auf dem Programm. Da
geht es beispielsweise um Authentizität versus Kunstfiguren im Musikgeschäft, um Social Music Networks oder den Geschmacksalgorithmus als zeitgemäßen Musikjournalismus.

Auf die Theorie folgt bekanntlich die Praxis. Unverbrauchte Musik gibt es
u.a. von Selah Sue, Talking to Turtles, Mikroboy, La Stampa, Beat!Beat!Beat!, We Vs. Death, Max Tundra oder Mathias Schaffhäuser

Ganz besonders gespannt bin ich persönlich auf den Festival-Auftritt der Hamburger Künstlerin Mohna am Samstag um 22.00 Uhr in der UT Connewitz:

Es lohnt sich, das ganze Wochenende zu bleiben: Unter dem Motto
This Is Not A (POP UP finden in Leipzig flankierende Veranstaltungen statt, beispielsweise das Label Frühstück, zu dem Disko B, BllalaBooking, Klangbad, PaniPanama und Staubgold am 9. Mai um 12.00 Uhr einladen.

Klangverführer freut sich auf ein Musikfestival der kurzen Wege mit dem unprätentiösen Charme der (Pop Up. Veranstaltungsort ist das Leipziger Werk II, mitten im Herzen der Subkulturen. Und da die Veranstalter der unkonventionellen Messe ein Herz für Low- und No-Budget-Aussteller
haben, gibt es eine einfache Ausstellerakkreditierung inklusive Standplatz
für nur 90 Euro. Fachbesucher sind ab 15 Euro dabei.

Kopfhörerhund freut sich auch: Über den kleinen Grammophonhund im Logo der (Pop Up – eine nette Anspielung an das alte Label der Gramophone Company/His Master’s Voice. Entworfen wurde es 1898 vom Maler Francis Barraud, der seinen Hund Nipper beim Lauschen eines Edison-Phonographen porträtiert hatte. Seit 2001 nutzt EMI das Logo wieder als Cover-Motiv seiner CD-Serie Nipper Collection. P.S.: Pinkelt der freche (Pop Up-Hund das Grammophon da etwa an?

Mehr Infos unter www.leipzig-popup.de, das komplette Programm
finden Sie hier.

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