Klangköpfe # 1: Dem Computer einen interpretativen Spielraum geben – Komponist Björn Schoepke im Interviewportrait – klangverführer | Musik in Worte fassen

Klangköpfe # 1: Dem Computer einen interpretativen Spielraum geben – Komponist Björn Schoepke im Interviewportrait

Neulich habe ich mich in ein Portal eingeloggt, wo man sich mit den Mitgliedern seiner ehemaligen Schulklasse vernetzen kann. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass nur ein winziger Bruchteil meines Jahrganges – immerhin Abschlussklasse eines Musikgymnasiums – nach der Schule Musik oder ähnlich Einschlägiges studiert hat. Die meisten machen jetzt etwas mit EDV oder BWL … Das hat mich zu der Frage getrieben, was eigentlich mit denen ist, die dann tatsächlich Musikwissenschaften studiert haben – arbeiten die jetzt als Musikwissenschaftler? Auch hier lautet die Antwort bei den meisten leider: nein. Ich habe aber einen Muwi-Kollegen aufgetrieben, der tatsächlich eine Festanstellung als Komponist hat – und damit den coolsten Job der Welt macht: die Musik für die Spielautomaten der Firma Bally Wulff. Daneben ist der 1973 Geborene mit seiner eigenen Firma Samplepark Records aktiv und hat auch sonst so einiges zu erzählen. Gründe genug, Björn Schoepke mal zum Interview zu treffen.

Björn, du machst den Auftakt für die neue Klangverführer-Reihe „Klangköpfe“, bei der es darum geht, Musiker vorzustellen, die noch nicht so bekannt sind und mit denen der Kontakt nicht über Promo-Agenturen angebahnt wurde, sondern die sich aus meinem privaten Bekanntenkreis rekrutieren. Also ein komplett nicht-kommerzielles Projekt, sozusagen. Weshalb ich mit dir anfange, ist einfach erklärt: Du hast, wie ich, Musikwissenschaften studiert, und mich treibt aus ganz persönlichem Interesse die Frage um, weshalb andere sich für dieses Fach entscheiden. Also: Weshalb hast du dich entschieden, Musikwissenschaften zu studieren?

Das ist eine superschwierige Frage. Für mich hieß es nie, ich will jetzt unbedingt Musikwissenschaftler werden. Das Wichtigste für mich war damals – ich war an der Universität Hannover in Germanistik und Geschichte eingeschrieben – vielmehr, dass ich sozusagen die Möglichkeit hatte, das, was mich interessiert, nämlich elektronische Musik, in Osnabrück zu studieren. Und es war mir ehrlich gesagt erstmal ziemlich egal, wie das genau heißt. Also, ob das Musikwissenschaft heißt, ob das Schulmusik heißt – mir ist fünftausendmal während und auch noch nach Ende des Studiums gesagt worden, ich solle doch Lehrer werden. Zu dem Zeitpunkt, als ich mich in Osnabrück beworben habe, hatte ich für mich aber schon mit fünfundneunzigprozentiger Sicherheit geklärt, dass ich nicht Lehrer werden will. Immer mal wieder musste ich das hinterfragen, denn dahinter steckt ja die Idee, willst du eigentlich überleben oder nicht. Und es ist ja immer relativ verlockend zu denken, naja, wenn du jetzt Lehrer wirst, dann wirst du auf jeden Fall überleben. Aber ich hatte in Geschichte und Germanistik schon ein Schulpraktikum gemacht und festgestellt, dass mich einiges an der Schule schon immer abgestoßen hat. Schule war für mich immer eine Art B-Lösung, nach dem Motto, muss ich nicht machen, wenn es nicht unbedingt sein muss! Hätte es sein gemusst, hätte ich es auch gemacht, hoffentlich unfrustriert, aber das war nicht mein Ziel.

Ich hatte mitbekommen, dass Professor Doktor Enders in Osnabrück sehr viel in diesem elektronischen Bereich macht, also über Synthesizer und so fort Seminare abhält, und das ich das, was mich eigentlich interessiert, nämlich Musik zu machen, zu zwar nicht rein im popmusikalischen Kontext, dass ich mir da auf eine gute Art und Weise Know-how erarbeiten kann. Und, das ist mir erst im nachhinein bewusst geworden, dass ich da auf Leute treffe, die auch auf eine andere Art und Weise an Musik interessiert sind. In Hannover hatte ich natürlich auch Schulfreunde, die mit Musik zu tun hatten – einer meiner Freunde hat in Berkeley studiert, ein anderer ist Technoproduzent geworden –, aber die meisten hatten im beruflichen oder studentischen Sinne nichts mit Musik zu tun. Und die Uni Hannover geht ja eher so einen ethnomusikalischen und musiktherapeutischen Weg, und das war nicht so wirklich meine Richtung, weshalb es dann Osnabrück geworden ist. Ich hatte damals einfach gehofft, dass ich das, was ich ohnehin mache – also, dass ich nach dem Seminar an irgendwelchen Synthesizern herum schraube –, dass ich das dort professionalisieren kann. Das Wort „Wissenschaft“ war nicht der Antrieb, auch wenn er es jetzt ein bisschen geworden ist, und ich einfach durch die Beschäftigung mit der Materie immer stärker damit verwachsen bin. Als ich dahin kam, ging es mir darum, Know-how zu kriegen zu dem Thema, das mich interessiert.

Wenn du jetzt sagst, dir ging es darum, dich professionell mit etwas zu beschäftigen, womit du dich sowieso schon immer beschäftigt hast, müssen wir etwas zurückgehen: Woher kommt dieses Interesse für elektronische Musik?

Also, wenn wir ganz weit zurückgehen … Ich wurde von Musik schon immer angetriggert. Ich meine, Popmusik, die ist allen möglichen Leuten wichtig. Aber ich hatte nicht nur das Gefühl, dass sie mir wichtig war, ich bin komischerweise auch dabei geblieben. Damals war mir das nicht so klar. Alle meine Freunde fanden Popmusik toll, und so fand ich sie auch toll. Ich hatte auch gar nicht das Gefühl, dass ich mich in meinem Toll-Finden von ihnen unterscheide, in der Vehemenz oder so. Aber als es dann anfing, dass die ersten Leute Bands gegründet haben, habe ich auch eine Band gegründet, da war ich so achtzehn, neunzehn, so kurz vor dem Abitur. Vorher hab ich schon angefangen, Gitarre zu spielen, das haben damals viele gemacht, und das war gleichzeitig die erste Abkopplung: Leute, die Musik nur interessant finden, und Leute, die anfangen, irgendwelche Instrumente zu spielen. Ich hatte früher zwar schon Klavier gespielt, aber da war noch gar kein Studium in Sicht. Dann habe ich, denn das fand ich viel Rock’n’Roll-mäßiger, eben mit der Gitarre angefangen und auch gesungen – ob das nun gut war, das lassen wir mal dahingestellt sein! Und ich habe eben diese Band organisiert, das war wichtig. Ich habe Songs geschrieben und einem Freund gesagt, du spielst Keyboard, einem anderen, du spielst Bass, und dann mussten wir noch einen Drummer suchen, denn ich kannte keinen, dem ich sagen kann, du spielst Schlagzeug – Drummer waren an unserer Schule eine Rarität. Und so bin ich dann übrigens zur elektronischen Musik gekommen, denn als erstes stieg unser Keyboarder aus, und ich habe mir dann ein Keyboard gekauft. Das war ein tolles Erlebnis, und ich habe gedacht, mit dem Keyboard kann ich alle Sounds der Welt kreieren. Fehlschluss, aber das war damals mein subjektives Empfinden. Ich habe mir diese Korg Wavestation gekauft und gedacht: „So. Damit ist jetzt alles möglich!“

Eine klangliche Affinität zu elektronischer Musik gab es damals schon – Kraftwerk war meine zweite LP, da war ich zehn Jahre alt. Jedenfalls, ich hatte diesen Synthesizer gekauft. Dann ist auch der Drummer ausgestiegen, und ich habe einen Drumcomputer gekauft. Der Bassist ist zwar noch eine ganze Weile bei mir geblieben, aber irgendwann ist auch er ausgestiegen und ich war alleine da. Tja, und so hat sich dieses Equipment angefangen zu häufen. Irgendwann bin ich mal bei meinem Kumpel vorbei, und der hatte sich einen Akai Sampler gekauft, und ich fand es unglaublich, was er da herausholen konnte! Der Akai S3000 war früher mal Standard, davon hatten die Fantastischen Vier zwei mit auf Tour, als sie gerade „4 gewinnt“ und das Folgealbum „Die 4. Dimension“ gemacht hatten, man hört das auch ein bisschen bei „Tag am Meer“, da gibt es am Anfang so einen Filterlauf, der hört sich saustark nach diesem Akai-Filter an. Jedenfalls hatten die diese Akais mit auf Tour und zwei MO-Laufwerke – kennt man heute auch nicht mehr, hatte ich auch mal.

MO?

Magneto Optical Disc, muss man nicht kennen. Ist auch untergegangen. Ich weiß auch nicht mehr, wo das Ding bei mir hingekommen ist.

Wobei der Trend ja jetzt wieder zum Retro-Equipment geht, der Minimoog feiert zum Beispiel gerade sein Comeback …

Naja, der Moog war nie wirklich out, oder? Dieser warme Sound! Ich hatte auch mal so einen Doepfer – ich hatte alles mögliche, ich habe mein ganzes Zivildienstgeld in Bier und in Synthesizer gesteckt! Das hing bei mir dann auch alles in einer Reihe, am Anfang der Atari ST 1040, und dann alles hintereinander – man durfte aber den Drumcomputer nicht ganz ans Ende packen, sonst gab es echt Timingprobleme! –, jedenfalls … nach dieser Band, dieser quasi Rock-Pop-Band, die ich dann allein mit dem Equipment war, da hatte sich für mich zeitgleich vollzogen, dass mir Technomusik immer wichtiger geworden ist. Ich bin bis dahin in Hannover immer in einen Rockclub gegangen, und irgendwann haben sie dann so einen Technokeller aufgemacht, und irgendwann bin ich dann nur noch in diesen Technokeller gegangen. Und das, was ich daran so toll fand, war, und ich möchte ganz deutlich betonen: war, dass ich das Gefühl hatte, es ist eine Musikrichtung, wo alles möglich ist. Das einzige, was ich machen muss, was feststeht, ist, das ich die Bassdrum auf eins-zwei-drei-vier packen muss (muss ich übrigens nicht mal unbedingt, aber das lassen wir mal dahingestellt sein), und wenn ich das mache, kann ich alles andere machen! Und das ist toll.

Was ich früher total super fand, und ich glaube, das war auch mal in, sind Timingverschiebungen. Dass man zum Beispiel irgend so eine Line hatte, die ganz klar auf einer Eins fußt, und die Bassdrum setzt versetzt ein. Man hört dann aber nicht die Bassdrum versetzt, sondern weil die Bassdrum so mächtig ist, hört man auf einmal die Line versetzt! Und diesen psychoakustischen Effekt fand ich so unglaublich, das fand ich total toll, und dass überhaupt Leute die ganze Zeit auf Musik tanzen, die sie nicht kennen. So habe ich das zumindest interpretiert: Den ganzen Abend höre ich Musik, die ich noch nie gehört habe, und ich kann trotzdem dazu tanzen, und andere Leute tanzen auch dazu. Es ist das genaue Gegenteil von diesem „Oh, mein Lieblingshit kommt und ich gehe auf die Tanzfläche, mein Lieblingshit ist vorbei und ich gehe von der Tanzfläche runter“!

Musik, die ich noch nie gehört habe, weil der DJ sie erst in dem Moment, wo sie erklingt, kreiert?

Ich habe es gar nicht so empfunden, dass der DJ sie kreiert. Der DJ hat in meinen Augen die Musik ausgewählt, und mir ging es darum, dass eine Musik, die ich logischerweise normalerweise nicht rezipiere, weil sie nicht in den Hitparaden läuft, einfach neu ist. Es war mir auch nicht so wichtig, dass sich bestimmte Muster ähnlich sind, vielmehr war mir wichtig, dass ich das Stück nicht kenne – und es trotzdem eine physische Wirkung auf mich hatte. Ich meine, Technomusik hat schon allein aufgrund der Lautstärke eine physische Wirkung auf dich! Und das fand ich alles so grandios, das, und mein Equipment, dass ich immer mehr den Schwenk zu dieser elektronischen Musik gemacht habe.

Mir waren in Bezug auf elektronische Musik die unendlichen Möglichkeiten wichtig, ich dachte, hier kann man jetzt alles machen, und mir war nicht klar, dass auch da nur das funktioniert, was in der Szene irgendwie vertraut ist. Ich habe so Swingbeat mit knallharten Bassdrums kombiniert, das fand ich irgendwie cool. Aus dieser Zeit gibt es eine Menge komisches Zeug, da ist auch furchtbar billiger, weil ich konnte mir keinen besseren leisten, also ein ganz mieser Achtziger-Hall drauf, das kann man sich heute kaum anhören! Diese Idee, auch für einen Markt zu produzieren, und dass Techno auch ein Markt ist, die hatte ich damals nicht. Mir war nur wichtig, das zu machen – und eigentlich wollte ich entdeckt werden. Darauf habe ich gewartet, dass einer kommt und das ganz geil findet … Ich habe nicht für ein bestimmtes Klangideal produziert, ich habe einfach ausprobiert. Was ich für richtig hielt, habe ich gemacht, und war immer froh, wenn es mir dann irgendwie gefällt.

Du bist dann aber doch nicht als Techno-Produzent entdeckt worden, sondern hast dich entschieden, dir mit einem Studium noch mehr Know-how in Sachen elektronischer Musik anzueignen. Was mich jetzt natürlich interessiert: Wie ist es denn dazu gekommen, dass du nach dem Umweg über diese doch sehr wissenschafts- und theorielastige Ausbildung dann doch wieder in der Praxis gelandet und Komponist geworden bist? Mit dem Abschluss als Musikwissenschaftler ist man ja erstmal für Forschung und Lehre qualifiziert …

Also, ich habe erst einmal eine Firma gegründet, mit anderen Leuten zusammen, und da geht es natürlich darum, etwas zu machen. Damals war das alles noch sehr uninah. Ich habe zwar schon davon und zeitgleich auch anderen Jobs, wie beispielsweise Klavierstunden, gelebt, also eine Art Patchworkexistenz gehabt, aber man geht eben immer noch in die Mensa und kennt auch seinen Professor noch – ich habe dann sogar noch angefangen, zu promovieren! Zu Beginn der Promotion wurde für mich dann aber doch deutlich, dass ich nicht an die Uni will. Übrigens nicht, das möchte ich auch noch einmal betonen, weil ich die Uni nicht schätze: Ich finde Universitäten, nicht unbedingt wie sie sind, aber doch prinzipiell, sehr gut! Aber meine Motivation ist, wenn ich ganz zurückschaue, am Ende leider nicht wissenschaftlich, sondern nur künstlerisch.

Ist das zwingend ein Widerspruch?

Also, ich glaube schon. Ganz am Ende möchte ich ganz gern etwas aus einer bestimmten persönlichen, emotionalen Haltung heraus behaupten, die ich aber gar nicht mehr, wenn man so will, beweisen kann. Diese Sachen, die ich beleuchten will, die ich interessant finde, von denen ich denke, da sollte man mal was zu sagen oder was zu machen, die rühren … das sind keine wissen … also, ich kann die nicht wissenschaftlich bearbeiten.

Hat Wissenschaft immer etwas mit Beweisbarkeit zu tun?

Würde ich mal sagen: Ja. Jetzt könnten natürlich ein paar Konstruktivisten kommen, denen ich vielleicht auch hier und da nahe stehe, und Heinz von Foerster hätte gesagt, jeder Wissenschaftler erzählt nur eine Geschichte, aber ich will jetzt nicht mit so einem wissenschaftskritischen Kram kommen! Ich würde schon sagen, dass Wissenschaft versucht, der Welt etwas abzuknapsen. Und dass es mindestens darum geht, diesen Versuch auch konsequent durchzuführen, das heißt, ihn nach den Regeln, nach denen diese Wissenschaft funktioniert, ordentlich gearbeitet zu Ende zu bringen – und nicht zu copy-pasten oder so! Die Kunst kann sich da ja mehr Freiheiten nehmen, sie darf auch subjektiver sein und etwas aus einer emotionalen Haltung heraus in die Welt setzen. Und ganz am Ende liegt mir das ein bisschen näher. Aber ich bin auch so ein bisschen verbogen, denn ich mag auch das, was Wissenschaft versucht zu ergründen, und die Themen, die da interessant sind, die bewegen mich eben auch! Mein Kollege, mit dem ich meine zweite Firma, Samplepark Records, gegründet habe, der geht in die Wissenschaft, bleibt mit einem Bein aber auch in der Kunst. Das ist für mich der Prototyp eines amerikanischen Wissenschaftlers, mit einem Bein in der Künstlerschiene drin zu bleiben, aber trotzdem in die Wissenschaft zu gehen. Und durch diese Auseinandersetzung mit ihm bin ich auch motiviert und inspiriert, da auch einen Weg für mich zu finden. Ich bin auch jemand, der die Wissenschaft immer verteidigen würde, nur muss ich für mich gucken, wo geht es eigentlich hin. Ich würde mich falsch an der Universität fühlen. Ich möchte Leuten zwar auch gern mal was erzählen und freue mich auch, wenn ich hier und da was zu sagen kann, aber ich bin kein Dozent. Wenn ich hier nicht mehr am Start bin, dann möchte ich ein paar andere Sachen gemacht haben.

Wäre ein Kompositionsstudium eine Option gewesen?

So im nachhinein würde ich sagen: Ja. Damals war ich immer sehr skeptisch, und zu zehn Prozent bin ich es immer noch, denn ich habe bei anderen Leuten die Erfahrung gemacht: Je verschulter man wird, je mehr Wissen man anhäuft, je mehr Know-how man hat, desto unfreier wird man erstmal. Also, man probiert halt nicht mehr so bescheuerte Sachen aus, und das hat auch manchmal Nachteile, weil man um gewisse Wirkungen beraubt wird! Und meine Angstvision wäre es gewesen, dass ich ein Kompositionsstudium mache und dann nur noch Musicals schreibe. Das wäre nicht das Ziel gewesen, nur zu machen, was vielleicht technisch richtig ist, aber nicht künstlerisch. Neulich habe ich eine Fortbildung bei der Komponistin Pinar Toprak gemacht, und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mir das jetzt leisten kann, weil es mich nicht total weit weg bringt von dem, was ich machen will, sondern mich vielleicht wirklich dazu bringt, ein paar Sachen noch einmal anders zu beleuchten. Ich lasse mich davon nicht mehr bestimmen. Es geht nicht darum zu sagen, so setzt man den Bass und so die Violine, und hier macht man dies und jenes, und am Ende kommt tolle Musik dabei raus. Das ist immer ein Experiment, glaube ich, und mein Eindruck ist, dass ich immer schlechter Musik, übrigens auch Technomusik, machen konnte, je mehr ich darüber gewusst habe. Ich habe es bei Technomuckern erlebt, die aus der DJ-Szene kommen, und sehr bastel- und experientierfreudig sind, die sind sehr arbeitssam, was das Herumschieben von Dingen anbelangt, während ich vieles gleich von vorn herein ausschließe, und darum bin ich da auch gar nicht mehr richtig aufgehoben. Ich mache das noch mal so zum Spaß, aber mein Experiment wird jetzt langsam erst woanders beginnen, denn ich habe mich auch nochmal sehr verändert, seitdem ich hier bin. Ich schließe jetzt noch so ein paar Sachen von früher ab, die müssen jetzt vom Tisch, und ich bin froh, wenn alles, was ich früher mal angefangen habe, vom Tisch ist, denn seitdem ich in Berlin bin, geht es für mich, glaube ich, woanders hin.

Wenn du sagst, je mehr man weiß, desto weniger traut man sich an etwas heran, dann ist das jetzt aber kein Lobgesang auf den munter vor sich hin dilettierenden Autodidakten, oder?

Naja, das würde ich mit Anführungszeichen versehen, denn wenn du was gefunden hast und sehr offen bist und das alles autodidaktisch für dich … also, wenn du weißt, woran du bist, dann bist du ja eigentlich auch gar kein Dilettant mehr … wenn du jetzt nicht einfach nur Rezepte anwendest und am Puls der Zeit bist, dann glaube ich … Ich will damit sagen, dass jetzt jemand, der vielleicht nicht weiß, wie man einen Chorsatz schreibt, aber der doch weiß, wie er aktuell bleibt und weiß, wie man Flow kreieren kann – denn „Flow“ ist das, was für mich Technomusik ausmacht –, und der sagt, da möchte ich dran weiterarbeiten, dann würde ich sagen, der soll es bitte auch weiter machen, das ist auch völlig legitim. Aber mein Interesse geht ein wenig woanders hin. Es wird auch noch ein paar Monate dauern, bis ich weiß, wo ich musikalisch wieder anfangen will – also, jetzt neben meinem Job, natürlich. Für mich geht es immer darum zu gucken, wo bin ich, und wo möchte ich hin. Meistens landet man dann nochmal wo anders.

Wenn du persönlich mit Techno „durch“ bist – glaubst du, es ist irgendwo da draußen noch das Ding? Ist jetzt nicht Dubstep oder whatever-Step das nächste große Ding? Wohin geht die Reise der elektronischen Tanzmusik?

Techno ist für mich persönlich einfach mal ein bisschen gehört, mich interessiert es nicht mehr so doll, wobei es immer noch irgendetwas daran gibt, was mich faszinieren kann, seltener als früher allerdings. Es ist wahrscheinlich dieser Flow, der mich da bis heute fasziniert, so ein flüssiges Ineindandergreifen von Elementen, das hat natürlich was mit dem Groove-Begriff zu tun, und früher wurde ja auch in der Musikwissenschaft ja mal was zu den trance-artigen Zuständen während des Tanzens geschrieben … Diese ganzen Dinge haben mich daran immer interessiert!

Wenn du vom Tanzen redest: Funktioniert Techno bzw. elektronische Tanzmusik ohne den Tänzer oder handelt es sich hierbei zwingend um eine funktionale Musik?

Ja, es hat was Funktionales, auf jeden Fall! Ich würde sagen, manche Sachen kann man auch so hören, aber ich würde sagen, dass diese Musik am besten in Tanz funktioniert. Und das ist auch so, wie ich sie eigentlich immer am meisten geschätzt habe. Ich habe zwar damals auch zehnmal Inner City einfach nur im Kopfhörer gehört und fand das auch toll, weil mir dieser Pianosound so unglaublich gefallen hat, „Big Fun“ und „Good Life“. Mein Kumpel hatte sich 1988 lauter Hardrockscheiben zum Geburtstag gewünscht – und „Big Fun“ von Inner City! Und natürlich liefen auf dem Geburtstag dann alle Scheiben, die er sich gewünscht hatte, rauf und runter, was man in der achten Klasse eben so hört, Bon Jovi und Iron Maiden, nur so etwas – und eben die. Und damit hat er, wenn man so will, auch einen gewissen Musikgeschmack bewiesen, denn das war eine außergewöhnliche Scheibe!

Das sei jetzt mal dahingestellt …

Doch, finde ich schon, das würde ich sofort unterschreiben! Heute klingt dieser Groove fast ein bisschen eckig, das fand ich damals aber überhaupt nicht. Elektronische Tanzmusik zum Hören wird immer weiterleben, aber für mich ist das Innovationspotenzial relativ ausgeschöpft. Aber ich glaube, in der Szene geht es auch nicht darum. Die denkt das aus der funktionalen Perspektive und möchte das auch so funktional haben. Wenn ich so richtig am Tanzen bin, in dem Moment mag ich auch die Vorhersehbarkeit: Ich weiß, gleich kommt das Break. Okay, vielleicht dauert das mal vier Takte länger, als ich geglaubt habe, aber eigentlich weiß ich ein bisschen, wie es ist. Und ich glaube, dass ist es, was daran dann auch so funktioniert! Aber es interessiert mich als Musiker nicht mehr so. Und bei Dubstep oder so … Okay, es ist auch was Neues, das Collagenartige ist toll und das finde ich auch faszinierend, aber ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich da hinterhersein muss. Könnte man sein – aber mich persönlich interessiert das nicht.

Mein Interesse ist mittelfristig auf jeden Fall … Für mich geht es darum, wieder so eine Art – und das meine ich jetzt nicht verbal in Form von Texten – so eine Art Content in die Musik einfließen zu lassen. Vielleicht scheitere ich auch daran, aber das ist für mich so eine persönliche Aufgabe, die sagen wir … Wenn man es als Gegenpol begreift, so ein funktionales, hedonistisches Tanzvergnügen mit interessanten Sounds und so weiter, möchte ich gern mit dem Hintergrund, den ich vielleicht habe, zu so einer Art wieder inhaltlich interpretierenderen Musik kommen. Vielleicht hat das was damit zu tun, dass ich damals nicht ausgestiegen und Techno-Produzent geworden bin, sondern einen anderen Weg versucht habe, viel intuitiver. Und ich mag diesen Background auch, ich mag es, das geschichtlich einzuordnen und zu gucken, was haben die mal gemacht und in was für einem Kontext steht man vielleicht oder auch nicht, und es ist mir vollkommen klar, dass dabei nichts Großes rauskommen muss, vielleicht mal was rauskommen kann, aber … ich mag mich gerne auch einordnen.

Was ich auch völlig legitim finde! Du hast es vorhin ja schon angedeutet, dass diese Wegfindung sich ja eher auf deine nebenberuflichen Musikprojekte bezieht – hauptberuflich machst du ganz was anderes, was wenig mit hedonistischem Tanzvergnügen zu tun hat. Erzählst du mir, wie es dazu gekommen ist?

Naja, erstmal war meine zweite Firma ja Samplepark Records, und die Idee dahinter war, Auftragskompositionen zu machen und Menschen mit unserem Wissen weiterzubilden. Wir hatten so eine Form von Schule, die gibt es so als Institution aber nicht mehr. Wir geben zwar noch Schulungen, aber wir bieten keine offenen Kurse mehr auf der Website an. Jedenfalls, wir haben eigene Kompositionen gehabt, Auftragskompositionen, und einer unserer Kunden kam aus dem Sektor, wo ich heute arbeite – dem Glücksspielsektor. Die Geschäftsbeziehungen mit ihm sind zunehmend enger geworden, und mich hat das deutlich mehr interessiert als Arne, meinen Partner bei Samplepark.

Mich interessierte nicht nur die Musik, mich interessierten auch diese Automaten. Und das hängt glaube ich mit einem persönlichen Interesse von mir zusammen, nämlich Aleatorik – oder gesteuerte Aleatorik. Ich habe für Installationen irgendwelche Melodien entworfen und dann sozusagen zehn Prozent Zufall darauf gerechnet, also zum Beispiel gesagt, du darfst die Tonhöhe innerhalb einer Terz mit zehn Prozent Chance verstimmen. Dadurch kommen leicht andere Melodien heraus – das waren ganze Arrangements, die sich sozusagen selbst steuerten. Das heißt, das waren lauter Patterns, und meistens ist das dann so eine Art modale Musik. Kadenzen kriegt man leider nicht so gut hin, dazu müsste man sehr viel tiefer in die Programmierung einsteigen, und ich hoffe immer noch, dass ich mich da in Zukunft weiter fortbilden kann, weil ich das ganz gern möchte, dass auch Kadenzen möglich sind. Jedenfalls, dieser Zufall, der hat mich mein ganzes Leben schon fasziniert. Auch Zufall im Sinne von Einfall, dass man sich beispielsweise verspielt und das cooler findet als das, was man ursprünglich spielen wollte. Dieser Moment, dass ich auf einmal Musik höre, die ich nur teilweise selbst beeinflusst habe und die mich überrascht. Da sind so viele faszinierende Momente darin: Ich entwerfe eine Melodie, ich entwerfe einen Basslauf, ich entwerfe einen Beat – das entwerfe ich alles, und es ist, wenn man so will: starr. Und dann fange ich an, mit dem Computer, jetzt übertreibe ich ein bisschen, ich fange an, es mit ihm einzuüben. Indem ich Zufall einen gewissen Spielraum gebe, gebe ich dem Computer einen interpretativen Spielraum. Der Computer interpretiert mein Stück also ein wenig anders, und ich höre zu, ob mir diese Interpretationsweise gefällt.

Und das Glücksspiel hat ja auch ganz viel mit Zufall, mit Würfeln zu tun. Ich erwarte etwas, ich habe ein Spielsystem, ich mache mir sozusagen meinen Reim darauf, was da gerade passiert. Man versucht immer zu kausalisieren, wenn man was erlebt. Der Mensch kann sich Zufall ja gar nicht vorstellen. Der Mensch hält ganz unwahrscheinliche Dinge für ausgeschlossen und ganz wahrscheinliche Dinge für völlig sicher.

Ich mache dies, und deshalb muss jetzt jenes passieren …

Genau. Und Dinge, die zwar auch wahrscheinlich, aber eben nicht sehr wahrscheinlich sind, sind ausgeschlossen. Diese beiden Grenzen sind weg, das dazwischen hält man für einigermaßen plausibel. Dieses ganze Zufällige, was man auch beim Spielen erlebt, dass ein bestimmtes Ereignis eintreten kann, und dann tritt das ein, oder eben auch nicht, das sind sehr spannende Momente, wie ich finde. Manche Menschen finden Zufall langweilig.

Oder beängstigend!

Ja, aber ich kenne vor allem Leute, die das langweilig finden. Die sagen, was als nächstes kommt, kann ich eh nicht beeinflussen, als nächstes kommt ne Sechs, wie langweilig, oder es kommt ne Eins, langweilig. Ich finde es total spannend, vielleicht weil ich so gestrickt bin, dass ich mir Gedanken mache wie: Vielleicht kommt ne Sechs. Und dann kommt die Sechs! Oder sie kommt nicht! Und ich beschäftige mich mit diesem Moment. Und so ist es dann auch, wenn ich zufallsbasierte Musik mache; es kommen dann Sachen, an die hätte ich vielleicht gar nicht gedacht. Und dann find‘ ich sie ganz toll! Oder es kommen Sachen, wo ich sage, oh Gott, wie furchtbar! Ich hatte schon mal so eine Aufführung, dazu muss man wissen, dass diese Stücke, die ich gemacht habe, so ungefähr anderthalb Stunden liefen, und dann klang es am Anfang ganz furchtbar, und ich dachte, das hätte ich jetzt niemals so gespielt! Aber da musste ich dann durch. Bei allen Probeläufen gab es das so nicht. Und es wäre sogar möglich, wenn auch sehr unwahrscheinlich gewesen, dass die ganze Zeit gar nichts passiert. Das finde ich auch cool. Ich habe gedacht, was mach ich jetzt eigentlich, wenn die ganze Zeit gar nichts passiert?

Dann werden die Cage’schen 4’33“ zu anderthalb Stunden, die du einfach dagesessen hättest …

Genau! Es ist jetzt nicht passiert, und es war auch sehr unwahrscheinlich, aber es wäre eben auch möglich gewesen, dass die ganze Zeit nichts passiert wäre. In Anführungsstrichen natürlich „nichts“. Und das fand ich so faszinierend, das ich mich in dieser Branche auch sofort so wohl gefühlt habe. Und weil dieser Geschäftskontakt immer intensiver wurde, habe ich irgendwann gesagt, ich gehe da ganz rein.

Und wie muss ich mir einen klassischen Arbeitsalltag als Komponist für die Musik von Glücksspielautomaten vorstellen?

Ein klassischer Arbeitstag sieht so aus, dass ich mich eigentlich fortwährend mit den Spieleentwicklern bespreche. Das sind Mathematiker, die die grundsätzliche Idee des Spiels entwickeln. Das ganze Surrounding ist in deren Hand. Wenn ich ins Spiel komme, ist die Idee schon fix, und auch das Graphische ist schon meist fortgeschritten. Das heißt, ich versuche ganz klassisch, auch wie Spielekomponisten für Computerspiele oder Filmkomponisten, zu arbeiten: Nämlich, anhand der vorgegebenen Themen etwas zu entwickeln, was dem musikalisch entspricht. Diese Dinge kompositorisch umzusetzen, das ist mein klassischer Arbeitsalltag. Neben dem kompositorischen Teil arbeite ich aber auch noch ein bisschen am Sound des Geräts oder mische Sounds ab, mache also auch solche klangkorrektiven Dinge. Das Hauptverständnis, was ich von meinem Job habe, ist es aber, diese kompositorischen Ideen zu entwickeln, also inhaltliche Musiken, die sich auf das graphische Thema beziehen. Manche Dinge sind auch ein bisschen funktionaler, das heißt, sie beziehen sich auf irgendwelche Events, angefangen von „Ich drücke einen Knopf“ und es gibt ein akustisches Feedback, bis hin zu „Ich gewinne den Hauptgewinn“, da geht es dann normalerweise wieder in die Musik hinein.

Apropos wieder in die Musik hinein gehen: Wenn man im Moment deine Aktivitäten in den sozialen Medien verfolgt, kann man sehen, dass du im Moment viele klassische Partituren mit fast fünfzig Stimmen postest …

Das ist ein Wandel, der für mich wichtig ist. Früher fand ich, dass Noten der Feind sind.

Das ist für einen Musikwissenschaftler eine, gelinde gesagt, überraschende Aussage …

Ich habe sie immer als unzulängliche Aufführungsanweisungen betrachtet, sie haben mich nicht interessiert. Inzwischen sehe ich sie mehr als Möglichkeit. Das hat was mit der Fortbildung bei Pinar Toprak zu tun. Das, was sich auf jeden Fall verändert hat, ist, dass ich mindestens …Bis jetzt war ich so ein Improvisationstyp und hab halt so rumgespielt, dann kommt so eine Idee, die ich cool finde, was auch an dem Sound hängt; ich finde also den Sound schon cool und spiele daran rum, und dann kommt so eine Sache, wo ich sage, das finde ich interessant, da bleib ich jetzt dran. Und dann stricke ich das andere sozusagen drum herum. Und bei Computer- und bei Geldspielen, wo immer schon ein gewisser Teil orchestral war, habe ich eigentlich auch so komponiert. Das hießt, ich habe mit einem Cello rumgespielt, oder mit einem Kontrabass …

Aber immer auf Synthesizern?

Ja, immer auf Klaviatur. Mit solchen Libraries ist man da ja schon sehr weit, man kann zum Beispiel ein Legato spielen, obwohl es eine Tastatur ist, das heißt, das die Zwischentöne automatisch ergänzt werden, bis man dann so einen Legatoton kriegt. Wobei man sagen muss, wenn man anfängt, zu spielen, spielt man entweder Legato oder Stakkato, und alles andere ist weg, weil man alles andere gar nicht so gut spielen kann! Also, auf einer Klaviatur. Und da fängt es an, dass man sehr beschränkt ist. Uns deswegen empfinde ich die Partitur jetzt eher als Möglichkeit. Indem ich sage, ich spiele nur mit dem klassischen Klavierton, was ich als Melodie interessant finde, und notiere das, und überlege mir dann, wie instrumentiere ich das denn, was für Akkorde spiele ich dazu, welche Artikulation möchte ich eigentlich, und dann fange ich vielleicht an, dass ich sage, vielleicht will ich gar kein Stakkato, vielleicht möchte ich eher ein Portato haben, und vielleicht fünfzig Prozent spielen die Streicher kein Stakkato oder Legato, sie spielen vielleicht Détaché, vielleicht macht das mehr Sinn, deswegen empfinde ich es als Bereicherung, die aber durchaus arbeitsintensiver ist, nämlich, erst eine Partitur zu entwickeln und dann das Ganze umzusetzen. Mein Eindruck ist, dass die Ergebnisse so tatsächlich besser sind.

Im Moment nutze ich diese neue Herangehensweise für alle orchestralen Sachen, aber vielleicht wird sie sich auch auf Sachen erstrecken, die anders strukturiert sind, zum Beispiel eher einen Band-Background haben oder so etwas. Die Idee dahinter ist, einen Einfall improvisatorisch einzufangen, aber dann einen Zwischenschritt einzuschalten und sich bewusst zu machen, was man eigentlich erreichen will. Das kostet mehr Zeit, aber immer, wenn ich mir das leisten kann, will ich das jetzt auch einsetzen. Ich will mich da immer weiterentwickeln und nie das Gefühl haben, jetzt ist alles geklärt. Diese Umstellung, jetzt von einer anderen Position aus Musik zu komponieren und das jetzt auch zu schätzen, möchte ich weiterentwickeln. Ich habe den Eindruck, dass man da noch mal auf eine ganz andere Art und Weise arbeiten kann. Als Musikwissenschaftler habe ich solche Partituren analysiert und war in manchen Analysen auch sehr skeptisch, weil ich das Gefühl hatte, oh, auf der Partitur funktioniert das, aber ich höre das gar nicht mehr. Sich jetzt positiv von der anderen Seite zu nähern finde ich unglaublich bereichernd. Ich glaube, so ist eine komplexere Musik möglich.

Der nächste Schritt ist, dieses Orchestrale, was ich noch weiter ausprobieren möchte, mit meinen elektronischen Erfahrungen zu verknüpfen – und ganz bestimmt mit meinen Aleatorikerfahrungen! Das sind Arbeitsschritte, die man nicht unbedingt in zwei Wochen erledigt. Bei der elektronischen Geschichte steht zum Beispiel noch Max/MSP auf dem Stundenplan, das ist so eine elektronisch-experimentelle Arbeitsumgebung. Erst einmal werde ich aber diese Orchestergeschichte zu Ende bringen, denn nach all den Studien, die ich hier jetzt komponiert habe, möchte ich auch gern noch was außerhalb einer Studie komponieren, etwas, wo ich sagen würde, das hat jetzt nichts mehr zu tun mit „Ich probiere dies aus, ich probiere das aus“. Was ich in letzter Zeit so gepostet habe, sind eben solche kleinen Testballons.

Stücke, die dann auch außerhalb der Computerspielumgebung zur Aufführung gelangen sollen?

Auf jeden Fall, ja. Ich meine, die anderen gelangen ja auch zur Aufführung …

Darum meinte ich, außerhalb der Spielumgebung, also zur konzertanten Aufführung …

Ja, und das ist auch eine Sache, die ich früher gar nicht zu schätzen wusste: Wenn du eine Partitur schreiben kannst, ist so etwas möglich. Dann kannst du sagen, okay, ich hab jetzt hier zwar ein Demo, das hört sich ungefähr so an – aber du kannst die Partitur auch einfach ein paar Musikern geben und die können das aufführen, ohne dass ich am Laptop irgendetwas herumklicken muss. Das finde ich sehr schön.

Dabei wünscht der Klangverführer viel Glück!



Und wer einmal in einen Samplepark-Track hineinhören möchte, kann das hier tun:

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