Leben nach der Apokalypse – oder mit der Platte des Monats – klangverführer | Musik in Worte fassen

Leben nach der Apokalypse – oder mit der Platte des Monats

„Privat höre ich nur sehr wenig Musik. Das mag auch einer gewissen Lähmung angesichts der Vielzahl von Möglichkeiten geschuldet sein – wahrscheinlicher aber ist es, dass ich mit wohltuender Stille den Vielklang der musikalischen Viel(be-)schreiberei zu kompensieren suche. Auf den Plattenteller kommt daher nur, was den Geist freiräumt. Bachs Cellosuiten, beispielsweise. Oder das letzten Mai veröffentlichte The Brothel der jungen Norwegerin Susanne Sundfør, und hier insbesondere der Titeltrack, der zwischen magischen Klangflächen und sphärischen Chorälen eine unbeschreibliche Weite zu schaffen vermag, klanglicher wie geistiger Natur.

Veröffentlicht solch ein auch privat gern gehörter Künstler ein weiteres Album, ist das eine Nachricht, die sowohl Vorfreude als auch Furcht auszulösen vermag. Die Vorfreude ist mit purer Gier schnell erklärt: Hier geht es schlicht um mehr davon. Die Furcht indessen gestaltet sich komplexer: Wird das neue Album an das liebgewonnene alte heranreichen? Wird es einfach nur anders als erwartet sein oder wird es gar enttäuschen? Manchmal dauert es tagelang, ehe man sich an den Nachfolger heranwagt, Tage, in denen, erstarrt zwischen Angriff und Flucht, um das noch fabrikneu eingeschweißte Album herumgeschlichen wird.

[…]“

Wie es weitergegangen ist? Nun, ich habe das Album offensichtlich gehört, denn sonst hätte ich es nicht zur Platte des Monats Oktober 2012 machen können. Und diesen Rang hat es sich verdient, geht es hier doch schließlich um nichts Geringeres als den endgültigen Kampf der Alten gegen die Neue Welt, des Archaischen gegen die Überkultur, des Walds gegen die Technologie, der Steinruine gegen das Silikon, kurz: um Susanne Sundførs zweites Album The Silicone Veil. Viel Spaß damit, wie immer auf fairaudio.de!

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