Quo vadis, Berlin Music Week? – klangverführer | Musik in Worte fassen

Quo vadis, Berlin Music Week?

Das also war der Kick-off zur Berlin Music Week 2013. Nachdem die wartende Journaille im Gothic-mäßig ausgeleuchteten Rio Grande mit angenehm quäkendem DrumandbassStep und ebenso angenehm drehenden Getränken eingelullt wurde, kam es tatsächlich zur Präsentation eines aus einer Folie bestehenden „Konzepts“, welches als rudimentär zu bezeichnen ein Euphemismus wäre. Unausgegoren trifft es da schon eher. Man arbeite erst seit dieser Woche daran, lautete die gleich präventiv vorweggeschickte Entschuldigung. Mag ja sein, aber dannn drängt sich zwingend die Frage auf: Weshalb schon zu solch einem sensiblen Zeitpunkt Publikum einladen, wo der Informationswert praktisch Null ist? Das wird wohl auf ewig das Geheimnis der Kulturprojekte Berlin bleiben. Stattdessen hätten diese sich doch selbst in den Saisonauftakt feiern können, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um uns erst in, sagen wir, zwei oder drei Monaten mit an Bord zu holen. So aber ließen sich lediglich die vier, ich zitiere, „defaktischen Säulen“ des WORD! genannten Kongressteils der im Spetember dräuenden Berlin Music Week bewundern, die plakative Bezeichnungen à la „Think“, „Meet“, „Work“ und „Do“ (oder so ähnlich) trugen. „Go“, „Try“, „Repeat“ und “Fail” wären besser geeignet gewesen. Es sei ein “offener Prozess”, mit dem man uns den so gut wie gar nicht vorhandenen Status Quo verkauft, der dadurch aber etwas von einem WG-Küchentisch-Schwurgericht bekommt.

Dazu passt auch, dass die konkreten Ideen nicht von den Organisatoren bzw. Veranstaltern selbst, sondern von außen kommen werden. Jeder kann sich bewerben, wenn in Kürze entsprechende Formulare im Netz kursieren. Passend dazu schafft man die hohe Kongress-Gebühr ab – damit aber auch jene Hürde, die einer Art Filterfunktion gleichkam. Nun kann jeder für lau Aussteller werden. Von einer Fachmesse, einem Fachkongress erwarte ich mir jedoch durchaus einem gewissen Anspruch, einen professionellen Mehrwert – und den bekomme ich nicht, wenn die Berlin Music Week nun auch dem Nachbarschaftschor ein Forum bietet. Nichts gegen den Nachbarschaftschor – doch ist Professionalität nun einmal nicht zuletzt eine Frage des Geldes. Es mag ein ehrenwerter Gedanke sein, die monetäre Barriere für kleine Labels & Co. zu beseitigen – gleichzeitig öffnet man aber all jenen semi-professionellen oder gar hobbymäßig Muskik(be-)treibenden Tor und Tür, die die Berlin Music Week zu einer Art Karneval der Kulturen machen werden. Umsonst und draußen. Nur weil kein Geld da ist, Dinge unentgeltlich zur Verfügung zu stellen – diese Milchmädchenrechnung wird nicht aufgehen, lautet doch ein weiser kaufmännischer Grundsatz nicht ohne Grund: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Da fahre ich doch lieber Ende April zur Jazzahead! nach Bremen – einer Fachmesse mit branchenüblich hohen Stand- und Teilnehmergebühren, dafür entsprechend professionell aufgestellten Ausstellern, interessierten Fachbesuchern und qualitativ hervorrangenden Showcases.


Zappenduster ist gar kein Ausdruck

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