Mehr als (fenno-)skandinavischer Jazz und doch von berückender Nordizität: das Kokko Quartet – klangverführer | Musik in Worte fassen

Mehr als (fenno-)skandinavischer Jazz und doch von berückender Nordizität: das Kokko Quartet

Das finnische Kokko Quartet habe ich erstmals auf der offiziellen Jazzahead! 2013 Compilation gehört, wo es mit seinem Titel Yasmin Appetit auf das European Jazz Meeting machen sollte. In meinem Falle mit Erfolg. Der Live-Showcase der Finnen wurde umgehend im Messekalender vermerkt. Und schon dort fiel mir auf, was ich auch angesichts der Platte nicht umhinkomme, festzuhalten, obwohl ich lange gezögert habe, ob ich das auch schreiben soll: Das den Kokko-Klang dominierende, von Kaisa Siirala gespielte Saxophon klingt nicht so, als würde es von einer Frau gespielt.

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Sie können mir jetzt gleichstellungsbewegte Leserbriefe schreiben – oder aber auch noch einmal genau nachhören. Schon beim von Pianistin Johanna Pitkänen komponierten Opener „Letters“ klingt doch viel eher der Ton eines Jonas Knutsson von „Syskonöga“ oder meinetwegen auch, um den skandinavischen Referenzrahmen hinter uns zu lassen, der eines Bob Malach von „Black Is The Color Of MyTrue Love’s Hair“ durch, wobei das Stück selbst easy-listening-mäßiger daherkommt – spätestens, wenn Pitkänens Pianokaskaden perlen, ist das mehr James Last als ECM. Tatsächlich jedoch entführen die „Letters“, folgt man den Liner Notes, den Hörer „deep into the forest“. Der Wald als Symbol für etwas Konstantes, der etwas Verlorenem oder Abwesenden Form zu geben weiß, scheint nicht nur Inspiration für so manchen schwermütigen finnischen Tango zu sein, sondern gebiert auch den Geist des finnischen Jazz – zumindest, wenn er sich in der Interpretation des Kokko Quartet zeigt, die Skandinavischen Jazz mit arabischen und indischen Einflüssen, ja selbst kubanischen Rhythmen zu kombinieren weiß.

In der Tat hat schon der Opener Letters durch seinen punktgenau gesetzten Bass und ein unheimlich elegantes Schlagzeug einen packenden, tighten Groove, zu verdanken Bassist Timo Tuppurainen und Drummer Risto Takala, die hier von Ricardo Padilla an den Percussions verstärkt werden. Doch auch Fans des speziellen Sounds vom Neuen Nordischen Jazz kommen beim Kokko Quartet auf ihre Kosten. Wer wissen möchte, weshalb, was es mit dieser nur schwer fassbaren, glückseligmachenden Kompenente auf sich hat und warum Finnen ohne ihren Tango dann wohl doch nicht könnnen – der lese einfach weiter, und zwar die Rezension des aktuellen Kokko-Quartet-Albums Like A River auf fairaudio.de, unserem Lieblings-Online-HiFi-Magazin. Viel Freude damit!

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