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Sie haben es auf die Umarmung von Tango und Klezmer abgesehen?
Dann sind Sie hier genau richtig! Beides spricht, zumindest hierzulande, das selbe Publikum an. Und beides wird gern zusammen als „jüdischer Tango“ verkauft. Aber gibt es wirklich einen jüdischen Tango oder ist dieser nur eine Schöpfung findiger Musikmarktstrategen? Vom mittelalterlichen Europa über das zaristische Russland bis hin ins Argentinien des frühen 20. Jahrhunderts habe ich mich auf Spurensuche begeben.
Juden im Tango = jüdischer Tango?
Über die (Un-)Möglichkeit eines explizit jüdischen Beitrages zum Werden und Währen des ‚tango argentino‘. Mit einer kritischen Einführung zu Vermarktung und Rezeption des Phänomens ‚jüdischer Tango‘
Arbeitsbuch,
Kamm- bzw. Leinenbindung
(nach Verfügbarkeit),
A4, 318 Seiten,
einseitig bedruckt
mit Raum für eigene Notizen,
davon ca. 260 Seiten Text,
ca. 30 Seiten Bild- und Notenanhang,
sehr umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis,
22 Hörbeispiel.
Blick aufs Buch
„Zuallererst halte ich fest, dass ich bei der Lektüre viel gelernt habe. Höchst aufschlussreich z.B. die Konsequenzen der russischen Rayonisierungspolitik und der damit einhergehenden beruflichen Unterdrückung der Juden: Neben anderem führte sie zu einer statistisch überrepräsentierten Fokussierung auf Musikerkarrieren bzw. auf Musik-Studien an Konservatorien und Hochschulen. Ausgesprochen gelungen das Teilkapitel 2.3, das über die Gauchos berichtet: ihre Mentalität, ihre Transformation zu den sogenannten Compadritos, auch ihre kulturellen Begegnungen mit den ersten osteuropäischen Einwanderern. Faszinierend der Befund, dass Buenos Aires in den ersten Jahrzehnten nach 1900 zwei voneinander abgeschirmte jüdische Welten hatte: die der assimilierten, sozusagen romanisierten Jude – und jene einer Bordellgemeinde der „Unreinen“, welche an jiddischen Überlieferungen festhielten, ein Jiddisches Theater betrieben und Prostitution mit ernsthafter Religiosität verquickten. Von zentraler Bedeutung schließlich der Befund, dass der Tango seine tiefere Akzeptanz in der argentinischen (Mittel- und Oberschichten-)Gesellschaft erst durch einen „europäischen Umweg“ fand und gleichsam, nachdem er sich in Paris, London und New York eingerichtet hatte, in das „Ursprungs“-Land re-importiert wurde. […] Natürlich hege ich große Sympathie für die Intention der Verfasserin, kommerziellen Legendenbildungen die Stirn zu bieten. Auch sehe ich, wie sie, die Gefahr, dass durch eine vordergründige Zuweisung „jüdischer“ Eigenschaften zu Musiziersphären, auch wenn sie philosemitisch gemeint sein sollte, ein verkappter Rassismus sich reproduziert. Voll teile ich die Auffassung von Victoriah Szirmai, dass man andernfalls ja auch von einem italienischen oder einem spanischen Tango sprechen müsse – was natürlich abzulehnen sei und so auch nicht praktiziert werde. Tatsächlich mag in der Klassifizierung einer Musik als „jüdisch“ ein stillschweigend überliefertes nationalsozialistisches Vokabular, nolens volens, mitschwingen. Andererseits: Dem Tango eine ungebrochene „Argentinizität“ zu bescheinigen, würde ich ebenfalls zögern. […]
Preis: EUR 49,95
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(für Schüler, Studenten, Doktoranten EUR 39,95 – bitte entsprechende Nachweise beilegen).