Handyfotos aus dem Untergrund: Major Parkinson spielen im White Trash – klangverführer | Musik in Worte fassen

Handyfotos aus dem Untergrund: Major Parkinson spielen im White Trash

Der Deal war überaus Klangverführer-freundlich: Bassplayerman bekommt ein Plätzchen auf der Gästeliste und damit die Möglichkeit, seine dunkle Metalhead-Seite auszuleben, ich bekomme ein Tofu Masala und die Getränke des Abends. Auch der musikalische Unterhaltungsteil war Klangverführer-freundlich, selbst wenn böse Zungen – okay, eine böse Zunge in Gestalt von Bassplayerman – behaupten, Major Parkinson seien eigentlich nur eine Speed-Metal-Band, denen jemand ein paar Popsongs geschrieben und sie auf die Bühne gestellt hätte.* Tatsächlich höre ich hier aber mehr Hardrock als Metal; Major Parkinson grooven einfach zu sehr, um eine reine Metal Band zu sein. Da ist zu viel Polka, zu viel Ska, schlicht: zuviel Rhythmus irgendwo ganz unten in ihrer Musik, wobei „zu viel“ hier im durchweg positiven Sinne zu verstehen ist!

Nimmt man Everlast – und ich meine nicht den jüngsten, à la Cat Stevens zum Islam konvertierten Everlast, sondern den Everlast aus guten alten House of Pain- und Eat at Whitey’s, Whitey Ford Sings the Blues bzw. White Trash Beautifu-Zeiten – und paart ihn mit Guns N‘ Roses, die irgendwann Anfang der Neunziger ja verlautbaren ließen, dass sie keine Metal-Band seien, sondern recht eigentlich Hard Rock auf einer R’n’B-Basis spielten, und fügt dem noch eine gute Prise Lordi – ja, die irren Finnen, die 2006 den Eurovision gewonnen haben – hinzu, dann ist man Major Parkisnon schon ziemlich dicht auf der Spur.

Die schrecken nicht mal davor zurück, Leonard Cohens Hallelujah zu covern; und ich weiß nicht, ob ich dem Sänger meinen Bierbecher an den Kopf werfen und lauthals „Sakrileg!“ brüllen oder ob ich das total genial finden soll. Wer mir von diesem Song einen Mitschnitt, ob als Video- oder Audio-Datei liefert, hat einen CD-Wunsch frei – ich konnte ihn leider nirgendwo im Netz finden. Von dem Abend habe ich nur ein par Handyfotos gemacht:

Mal ganz der Major, mal Working Class Hero: der immer wieder in wilde Zuckungen verfallende hünenhafte Sänger von Major Parkinson mit der bemerkenswert rauhen Stimme irgendwo zwischen Tom Waits und Faith No More – oder anders ausgedrückt: zwischen Rock und Psychose, Schönheit und Groteske, Zirkus und menschlicher Zwiespältigkeit. Eine großartige Show, ach was, Show: ein großartiges Spektakel mit Musikern, die allesamt etwas können. Und das Mac Book auf der Bühne darf natürlich auch nicht fehlen … Die beiden bislang auf Waggle-Daggle/Broken Silence erschienenen Alben, Major Parkinson (2009) und Songs From A Solitary Home (2010) machen auch großen Spaß, aber diese irren Norweger muss man einfach live erlebt haben!

Major Parkinson wurden von der Produzentin Sylvia Massy (u.a. Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash) auf Myspace* entdeckt und zu ihrer neuen Lieblingsband auserkoren. In Massys RadioStar Studios in Los Angeles ist dann auch das Debütalbum entstanden, von der Presse als „krude Mischung aus Mr. Bungle, QOTSA und Tim Burton“ gelobt. Das ist schräg; und live machen Major Parkinson auch keine Gefangenen. Ein großes Dankeschön an Waggle Daggle: Nicht nur Sylvia Massy hat jetzt eine neue Lieblingsband.

* Böse Zunge by Bassplayerman, die Zweite: Wir reden über soziale Netzwerke, ich will etwas zu Myspace sagen, komme aber nicht auf den Namen. Frage: „Wie heißt noch mal das mit M, was früher für Musiker so wichtig war?“ – Bassplayerman: „Musik?“

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