Das Kirsch-Ding oder: Free-Jazz für Einsteiger – klangverführer | Musik in Worte fassen

Das Kirsch-Ding oder: Free-Jazz für Einsteiger

Wer 1988 Ohren hatte, kam um Buffalo Stance nicht herum. Auch heute muss ich nur kurz die Augen schließen, schon hallt der „Who’s looking good today? Who’s looking good in every way? No style rookie/You better watch don’t mess with me”- Refrain durch meinen Kopf, und auch das Video – inklusive entsprechender Pose: den verschränkten Armen – lässt vor meinem geistigen Auge nicht lange auf sich warten. Die Mischung aus HipHop und nervigen Achtziger-Acid-Keys war damals hochgradig angesagt – heute erkennt man daran lediglich das Alter des Stücks. Und ist geneigt, hier allenfalls einen Vorläufer von TripHop oder Drum&Bass zu sehen. Auf dem Debütalbum Raw Like Sushi von Neneh Cherry gab es allerdings mehr als nur Buffalo Stance, zum Beispiel Manchild oder Inna City Mama, und selbst wer mit diesem absolut urbanen Sound wenig am Hut hatte, konnte nicht umhin zuzugeben: Das ist echt gut.

Was nicht wirklich verwundert, wurde das Album damals doch von Cameron McVey produziert, der auch für Massive Attacks Blue Lines und Portisheads Dummy verantwortlich zeichnete – und ganz nebenbei Cherrys Ehemann war und ist. Ihr Folgealbum Homebrew, eine Abkehr vom Dance-Sound, verschwand wenig beachtet in der Versenkung, aber spätestens seit ihrem dritten Album Man mit dem grandiosen Marvin-Gaye-Cover Trouble Man (und Golden Ring! und Everything! und und und!) steht Neneh Cherry auf der Liste meiner persönlichen Lieblingskünstlerinnen ganz oben. Daran konnte auch das extrem populäre 7 Seconds, ein Duett mit dem senegalesischen Musiker Youssou N’Dour, nichts mehr ändern, obgleich dieser Hit Cherry, die bislang eher als „a musician’s musician“ gegolten hat, dem Ruch des Mainstreams nahebrachte. 2007 kam dann das CirKus-Projekt, mit dem die „Genre-Mama“ (laut.de) mal wieder feinsten TripHop – für alle, die den Begriff nicht mögen: Bristol Sound – zu Gehör brachte, und dann kam erst einmal nichts. Umso mehr schlug die Nachricht, dass Cherry mit den Punk-beeinflussten schwedischen Free-Jazzern The Thing im Studio steht und genau das, nämlich Free Jazz, macht, wie eine Bombe ein.

Was daraus geworden ist, steht wie immer auf fairaudio.de, Ihrem Lieblings-Online-HiFi-Magazin. Viel Freude damit!

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