Leipzig my love!
Als ich vor gut zwei Jahren zur (Pop Up nach Leipzig gefahren bin und dabei auch auf den Spuren meiner Eltern wandelte, die sich dort als hoffnungsvolle junge Kunststudenten kennen und lieben lernten, was bedeutet, dass es mich ohne Leipzig gar nicht gäbe, war ich so geflasht von der Stadt, dass ich mir geschworen habe: Irgendwann ziehe ich dahin. Mein aktueller Leipzig-Besuch hat das damalige Gefühl nochmals bestätigt: Leipzig ist ein wunderbarer Ort zum leben und – freiberuflich – arbeiten! Irgendwann ziehe ich dahin.
Ja, das Notenschlüsselgrafitto in der Hardenbergstraße gibt es immer noch. Neu ist Kopfhörerhundnachfolgehund Lina …
… was sie allerdings nicht davon abhält, gleich mit den Thomanern zu singen!
Darüber hinaus ist Leipzig ein wunderbarer Ort, um Kopfhörerhundnachfolgehund willkommwn zu heißen und behutsam an sein künftiges Großstadtleben zu gewöhnen. Gestern noch im Tierheim, heute schon, nein, nicht auf unserer Showbühne, aber mittendrin im Städtetrip! Während Berlin immer aggressiver wird, ist Leipzig herrlich entspannt, die Menschen sind nett, das Bier billig … Herz, was willst du mehr? Zum Beispiel einen relaxten Abend unter Freunden, die ganz nebenbei auch noch gute Musik machen, denn das ist der eigentliche Grund unseres Aufenthaltes hier: Endlich einmal den Ambient Folk des Alma Church Choirs von Lieblingsgitarrist Andreas Laudwein, der mit Cat Ten Years ein kleines Lieblingsalbum gemacht hat, live zu sehen respektive hören. Und da das in Berlin nie geklappt hat – Prophet und Berg und so.
Auch das übrige Line-up des Abends, zu dem Maler und Musiker Peter Piek im Rahmen seines diesjährigen Atelier-Sommerfestes geladen hat, war ein gutes Argument für die Reise, aber was sag ich da eins, viele gute Argumente waren es, viele! Nicht nur, dass sich der mir von Kitty Solaris via Facebook wärmstens empfohlene Lasse Matthiessen als Überraschungsgast angekündigt hat, auch der geniale Gitarrenzerstörer Ian Fisher ist ebenso mit von der Partie wie die mit Laudwein tourende Lina Paul; und dann wären da noch Jona Byron, Squalloscope und das experimentelle Weird-Folk-Electo-Duo SignA, die ich alle erst an diesem Abend kennenlerne – ganz zu schweigen vom Gastgeber selbst, der mit seinen großzügig zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten nicht nur für eine ebenso relaxte wie inspirierende Atmosphäre gesorgt haben, sondern sich im weiteren Verlauf des Abends auch als wahrer Mulitinstrumentalist erweisen soll.
Gleich geht’s lo-hos! Gleich geht’s lo-hos!
PPZK = Peter Pieks Zentrum für Kultur = Galerie. Sammlung Zeitgenössicher Kunst. Tonstudio. Kommunikationsplattform
Mama’s got a brandnew dog! Lauschen, lümmeln, liebsein – Lina macht ’nen tollen Job. Und überzeugt damit selbst passionierte Katzenfreunde
Nicht zuletzt ist dieser Abend der erste „Arbeitstag“ von Kopfhörerhundnachfolgehund Lina, nom de guerre fortan: Lina Liebhund, denn Kopfhörerhundnachfolgehund, das müssen Sie zugeben, ist ja kein Zustand!, die das Ganze total gechillt aussitzt, genauer: ausliegt, dezentes Schnarchen inklusive, wie man hier hören kann:
Von Fell-Linas Geatme abgesehen – denn die Dame im roten Rock aus dem Video heißt auch Lina! – portisheadet das Stück Laudwein-typisch vor sich hin, es geht wohlig depressiv und wunderschön zur Sache, Lina Paul an der Melodica ist ein würdiger Ronny-Seiler-Ersatz, und ich liebe liebe liebe es!
Nicht minder schön und überraschend ruhig: Laudwein und Ian Fisher – die Simon&Garfunkel-Nummer hat diese Paarung auch drauf! Wobei, was heißt hier nicht minder, ihr Harmoniegesang auf der Alma-Church-Nummer „Not This Kind Of Man“ ist einfach zum Niederknien schön! Auch, wenn ich mich wiederhole und Sie damit eventuell langweile: Ich liebe es, und selbst das Steuermarkengeklimper des mitten im Song zappelig gewordenen Liebhundes tut dem keinen Abbruch. Es geht doch nichts über eine authentische Live-Atmo!
Aber keine Angst, Fisher – dessen kommendes Album gerade von Laudwein gemixt wird – soll im Verlauf des Abends noch gewohnt durchdringend werden, sodass ich Lina Liebhund, die im Gegensatz zu Kopfhörerhund nicht taub ist, zum großen Amüsement des Publikums die Ohren zuhalten musste! Aber auch das meisterte sie mit Bravour; mein Fehler allerdings war zu glauben, ich könne das Hundetier als Stativ nutzen – jetzt haben die Videos leichten Seegang. Okay, stellenweise auch starken, wie beispielsweise bei diesem sehr bethgibbonsesken Lina-Paul-Song, da ist mehr Rock als Kopf zu sehen, sorry dafür! Der Soundspur tut dies glücklicherweise nicht allzu weh:
Haben Sie diesen unglaublichen Stefano Schiavo Campo an der Gitarre gehört? Und sind Sie ebenso begeistert wie ich? Noch mehr zu sehen und zu hören, genauer: Solo-Videos von Ian Fisher, Squalloscope und Gastgeber Peter Piek, der, gemessen an seiner Sprechstimme, eine völlig erstaunliche Gesangsstimme hat, finden Sie im Klangverführer-Videokanal auf YouTube. Die Künstler, die ich nicht gefilmt habe, können Sie hier und hier und hier sehen und hören. Ach ja: Videos gucken entbindet Sie natürlich nicht von der Pflicht, die Künstler zu unterstützen und deren CDs zu kaufen. St. Google wird Sie schon zum richtigen Ort führen. In diesem Sinne: Eine schöne Urlaubszeit!
P.S.: Da ich ja nun leider wieder zurück in Berlin bin, habe ich für die kurzentschlossenen Hauptstädter unter Ihnen einen Tipp: SignA spielen morgen um 20:30 Uhr in den Neuköllner Gelegenheiten, Weserstraße 50. Wenn ich es schaffe, komme ich auch und hole hier versäumtes Filmen nach. Und wenn Sie wollen, können Sie bei dieser Gelegenheit Kopfhörerhundnachfolgehund, pardon, Lina Liebhund, live treffen.
Nachtrag vom 13. Juli: Leider schaffen wir es nicht zur Show. Aber Sie gehen ja ohnehin nicht wegen Lina Liebhund, sondern wegen der Band hin. Und das sollten Sie trotz des Regens tatsächlich tun – es lohnt sich, versprochen!